Die Boomer-Generation – Jahrgänge 1955 bis 1969 – geht in Rente. Das belastet die Rentenkasse massiv. Das DIW fordert nun einen „Boomer-Soli“: Reiche Ruheständler sollen zur Finanzierung niedriger Renten beitragen. Die Abgabe soll gezielt Vermögende treffen und eine Umverteilung innerhalb der Rentnergeneration bewirken. Der Vorschlag sorgt für Kritik – nicht nur wegen seiner sozialen Sprengkraft, sondern auch wegen verfassungsrechtlicher Risiken (welt: 16.07.25).
Boomer-Soli: Solidarität oder Spaltung?
Nach Plänen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung soll der Boomer-Soli Alterseinkünfte ab einer bestimmten Schwelle belasten. Die Einnahmen dürften nicht im Bundeshaushalt versickern, sondern in ein zweckgebundenes Sondervermögen fließen. Dieses Geld soll ärmere Rentner entlasten, ohne dass die junge Generation zusätzlich zur Kasse gebeten wird. Das einkommensstärkste Fünftel der Rentner träfe die Abgabe besonders stark.
DIW schlägt Boomer-Soli vor: Wohlhabende Boomer sollen ärmere Rentner entlasten und das Rentensystem stabilisieren
Die Idee klingt nach solidarischem Ausgleich, birgt aber Sprengstoff. Jahrzehntelange Beitragszahler mit Rücklagen sollen nachträglich für die Ungleichgewichte im Rentensystem einstehen. Kritiker sehen darin eine Bestrafung von Lebensleistung und Eigenvorsorge. Die rechtliche Umsetzbarkeit bleibt ebenso unklar wie die politische Mehrheitsfähigkeit.
Rentensystem wankt – doch echte Reformen fehlen
Das umlagefinanzierte System stößt mit dem Renteneintritt der Boomer an seine Grenzen. Immer weniger Beitragszahler finanzieren immer mehr Renten. Das DIW mahnt zu mutigen Schritten: „Die Politik wird in den kommenden Jahren bei der Rente mutige und weitreichende Reformen umsetzen müssen.“ Ein zweiter Vorschlag der Experten: Rentenanwartschaften umverteilen. Kleinere Renten könnten aufgewertet, hohe Ansprüche gekürzt werden. Umsetzbar wäre das allerdings nur langfristig und unter hohen rechtlichen Hürden.
Während das System wankt, zögert die Politik. Statt struktureller Reformen gibt es punktuelle Vorschläge – wie den Boomer-Soli – die Symptome lindern, aber keine Ursachen beseitigen.
Politische Verantwortung statt Symbolpolitik
SPD und Union planen in den kommenden Wochen Maßnahmen zur Stabilisierung des Rentenniveaus. Eine neue Rentenkommission soll Vorschläge für die Zukunft entwickeln. Die Koalitionsparteien haben sich bereits auf deren Einsetzung geeinigt. Doch ein tiefer Eingriff in das Rentensystem bleibt bisher aus. Der Boomer-Soli könnte zu einer politischen Ersatzhandlung werden, die weder langfristige Finanzierung sichert noch gesellschaftlichen Ausgleich schafft.
Zweifel bleiben, ob diese Umverteilung innerhalb der älteren Generation ausreicht, um das System dauerhaft zu stabilisieren. Ein nachhaltiges Rentenkonzept muss mehr leisten als Umverteilung und Sonderabgaben – es braucht den Mut zu echten Strukturreformen.
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