Trotz leerer Kassen – Deutschland vergibt 500-Millionen-Kredit an Südafrika für Kohleausstieg

Von | 7. August 2025

Südafrika erhält einen Kredit über 500 Millionen Euro aus Deutschland – mitten in einer Phase angespannter Haushaltslage. Das Geld soll den klimagerechten Umbau des Energiesektors beschleunigen. Die staatliche KfW-Bank vergibt das Darlehen mit einem festen Zinssatz von 4,31 Prozent und einer Laufzeit von 13 Jahren (buisinessinsider: 29.07.25). Eine dreijährige Tilgungspause ist vorgesehen. Die Umsetzung übernimmt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Milliardenhilfe für Südafrika trotz Rekordverschuldung

Bereits in den Jahren 2022 und 2023 hatte Südafrika ähnliche Kredite aus Berlin erhalten. Mit der aktuellen Zahlung steigt das gesamte Kreditvolumen der KfW auf 1,3 Milliarden Euro. Die Mittel sind Teil des internationalen Just Energy Transition Partnership (JETP), das bei der UN-Klimakonferenz COP26 vereinbart wurde. Neben Deutschland beteiligen sich auch Frankreich, die USA, Großbritannien und die EU. Das Gesamtpaket beläuft sich auf rund 8,3 Milliarden Dollar.

Trotz Haushaltskrise vergibt Deutschland 500 Millionen Euro Kredit an Südafrika – für den Kohleausstieg und die Energiewende

Südafrika erzeugt rund 80 Prozent seines Stroms aus Kohle. Kein anderes G20-Land stößt bezogen auf die Wirtschaftsleistung so viel CO₂ aus. Hinzu kommen ständige Stromausfälle, da das veraltete Netz den Bedarf nicht mehr deckt. Ein schneller Ausbau erneuerbarer Energien gilt daher als überlebenswichtig – sowohl für die Klimabilanz als auch für die Versorgungssicherheit.

Südafrika im Fokus internationaler Entwicklungsbanken

Neben der Bundesrepublik unterstützen auch internationale Geldgeber die Energiewende in Südafrika. Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank, JICA und der OPEC-Fonds beteiligen sich an der Finanzierung. Allein im Jahr 2023 flossen über 670 Millionen Dollar an Zuschüssen in das Land. Dennoch schätzt die Regierung den Gesamtbedarf für die Abkehr von fossilen Energieträgern auf umgerechnet 78,4 Milliarden Dollar.

Ein kompletter Umbau des Energiesektors betrifft nicht nur die Stromerzeugung. Auch ein Drittel der südafrikanischen Treibstoffe stammt bislang aus Kohle. Parallel wächst der Import von Benzin. Im Mai 2025 überholte Südafrika sogar Nigeria als größten Treibstoffimporteur Afrikas – ein deutliches Zeichen für die Dringlichkeit des Strukturwandels.

Schuldenrisiken trotz Klimazielen

Finanzminister Enoch Godongwana betont den doppelten Nutzen des Kredits: Er stärke kurzfristig die Energieversorgung und ermögliche langfristig die Dekarbonisierung. Kritiker bemängeln allerdings die Form der Hilfe. Statt direkter Zuschüsse belasten hoch verzinste Kredite das ohnehin fragile Haushaltsgefüge zusätzlich.

Während Deutschland selbst mit steigender Verschuldung und Kürzungen im Sozialetat kämpft, fließt erneut eine halbe Milliarde ins Ausland. Ob Südafrika die ehrgeizigen Klimaziele bei wachsender Importabhängigkeit und schwacher Infrastruktur erreicht, bleibt unklar. Viel hängt von Verwaltungsreformen, Investitionssicherheit und politischer Stabilität ab.

Trotz der Risiken hält Berlin am JETP-Modell fest. Ziel ist es, Schwellenländer beim Klimaschutz zu unterstützen und zugleich die geopolitische Zusammenarbeit zu stärken. Südafrika dient als Testfall – mit offenem Ausgang.

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