Öl- und Gasreserven – neue Funde in Brasilien, Polen und der Türkei verändern den Energiemarkt

Von | 9. August 2025

Drei gewaltige Funde in Brasilien, Polen und der Türkei verschieben die Machtverhältnisse auf dem Energiemarkt. Ein neu entdecktes Lager im Bumerangue-Block vor der brasilianischen Küste katapultiert BP in eine neue Dimension. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um die „größte Öl- und Gasentdeckung der letzten 25 Jahre“. Ein gewaltiges Reservoir mit über 500 Metern Dicke erstreckt sich über mehr als 300 Quadratkilometer. Der Konzern hält 100 Prozent der Rechte und plant dort ein neues Produktionszentrum. Die Förderbedingungen gelten als besonders profitabel. Analysten rechnen mit einem Ertrag in Milliardenhöhe. Allerdings enthält das Gas einen hohen CO₂-Anteil, was technische Hürden und zusätzliche Kosten verursachen kann (handelsblatt: 04.08.25).

BP treibt Förderung fossiler Energie massiv voran

Der Fund vor Brasilien ist Teil einer groß angelegten Förderoffensive. Allein im laufenden Jahr identifizierte BP zehn neue Vorkommen – unter anderem in Ägypten, Libyen und dem Golf von Mexiko.

Neue Funde in Brasilien, Polen und der Türkei stärken fossile Energie. Neue Öl- und Gasreserven sichern Versorgung

Ziel ist eine tägliche Fördermenge zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Barrel Öläquivalent. Die Produktion soll bis mindestens 2030 steigen. Möglich bleibt eine Verlängerung bis 2035. Die Entdeckung bei Brasilien könnte dabei zu einem strategischen Eckpfeiler werden. Der CO₂-Gehalt im geförderten Gas verlangt allerdings komplexe technische Lösungen.

Polen greift nach der Energieautonomie

Auch Polen meldet einen historischen Fund. Das Unternehmen CEP stieß vor der Küste bei Świnoujście auf ein bislang ungenutztes Feld mit erheblichem Potenzial. Erste Analysen sprechen von 22 Millionen Tonnen Öl und rund 5 Milliarden Kubikmetern Gas. Weitere Lagerstätten in der Region gelten als wahrscheinlich. Insgesamt könnte das Vorkommen bis zu 33 Millionen Tonnen Öl und 27 Milliarden Kubikmeter Gas enthalten. Das Projekt Wolin East gilt als größter konventioneller Fund in der polnischen Geschichte (blackout-news: 25.07.25).

Neues Offshore-Gebiet mit strategischer Bedeutung

Die Lagerstätte liegt in weniger als zehn Metern Wassertiefe. Die Bohrung reichte über 2.700 Meter in die Tiefe. Die Nähe zur deutschen Grenze verleiht dem Projekt geopolitische Relevanz. Warschau sieht darin einen Schlüssel zur Verringerung der Abhängigkeit von Importen. Die EU-Staaten verfolgen diese Entwicklung aufmerksam. Besonders bemerkenswert: Polen verfügt bislang nur über eine überschaubare Ölproduktion. Der neue Fund könnte diese Ausgangslage grundlegend verändern.

Türkische Lager sichern Energieversorgung für über ein Jahr

Auch die Türkei meldet beachtliche Funde. In den Regionen Diyarbakır, Gabar und Batman gelang der Nachweis großer Öl- und Gasreserven. Allein im Göktepe-75-Bohrloch entdeckten die Geologen rund 57 Millionen Barrel Öl sowie drei Milliarden Kubikmeter Gas. Das entspricht etwa 1,5 Jahren des nationalen Gasbedarfs. Der Wert dieser Vorkommen liegt nach Einschätzung des Energieministeriums zwischen 30 und 40 Milliarden Dollar. Ankara plant eine zügige Erschließung (wa: 05.08.25).

Unabhängigkeit durch eigene Ressourcen

Durch die neuen Entdeckungen erhält die Türkei mehr Spielraum in der Energiepolitik. Auch auf den Haushaltssektor lässt sich der Fund direkt anwenden: Laut Ministerium könnten alle Haushalte des Landes für mehrere Jahre mit Gas versorgt werden. Während Europa auf teure LNG-Importe setzt, baut die Türkei konsequent eigene Quellen aus. Das stärkt die Versorgungssicherheit – und schafft neue wirtschaftliche Optionen in einem angespannten Energiemarkt.

Energiepolitik rückt fossile Quellen wieder in den Fokus

Die jüngsten Entdeckungen markieren eine klare Trendwende. Globale Konzerne und Nationalstaaten setzen vermehrt auf eigene fossile Ressourcen. Ungeachtet aller Klimaziele verlagert sich der Fokus vieler Länder auf kurzfristige Energiesicherheit. Große Öl- und Gasreserven gelten wieder als geopolitisches Kapital. Während Industrienationen ihre Abhängigkeiten überdenken, entstehen neue Achsen der Energieversorgung – jenseits traditioneller Förderländer.

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