Die Zukunft der Förderung privater Photovoltaikanlagen steht auf dem Prüfstand. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche stellt bestehende Modelle infrage. Ihrer Ansicht nach sind viele kleine Anlagen bereits wirtschaftlich tragfähig. „Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung“, erklärte sie der Augsburger Allgemeinen. Der Preisverfall bei Anlagen und Speichern verstärke diese Entwicklung (augsburger-allgemeine: 10.08.25). Für bereits installierte Systeme gelte jedoch weiterhin der Bestandsschutz. „Die Hauseigentümer haben für ihre Anlagen Bestandsschutz.“
Kürzungen bei der Förderung im Fokus der Politik
Aktuell erhalten Betreiber von Solaranlagen über einen Zeitraum von 20 Jahren einen festen Betrag pro Kilowattstunde. Die Höhe richtet sich nach Leistung, Art der Einspeisung und Datum der Inbetriebnahme. Größere Anlagen erhalten in der Regel geringere Sätze. Wer den gesamten erzeugten Strom ins Netz leitet, profitiert von höheren Vergütungen als Betreiber, die nur den Überschuss einspeisen.
Reiche will die Förderung privater Solaranlagen stark kürzen. Neue Marktregeln könnten den Ausbau der Photovoltaik bremsen
Photo by John MACDOUGALL / AFP
Die Höhe der Zahlungen sinkt stufenweise. Wer im kommenden Jahr startet, bekommt weniger als derzeitige Betreiber. Reiche fordert zudem, dass Strom aus Photovoltaikanlagen intelligenter ins Netz eingespeist werden muss. Anlagen mit Stromspeichern und Steuerungstechnik sollen am Markt teilnehmen und ihren Strom aktiv vermarkten.
Netzverträglichkeit als neue Priorität
Für die Ministerin ist es nicht mehr zeitgemäß, Solaranlagen ohne Rücksicht auf Netzstabilität zu errichten. „All das macht unser Stromsystem unnötig teurer. Das will ich ändern“, betonte sie. Ziel sei es, dass Solar- und Windkraftanlagen künftig stärker an den Kosten für den Netzausbau beteiligt werden.
Auch die bisherige Regelung bei der Förderung zur Einspeisevergütung bei Abschaltungen aus Netzschutzgründen steht zur Disposition. Diese Zahlungen erhalten Betreiber, wenn ihre Anlagen bei drohender Überlastung abgeregelt werden. Reiche hält die Praxis für überholt und sieht hier erhebliches Sparpotenzial.
Wirtschaftlichkeit statt Dauerförderung
Die Debatte spiegelt einen Paradigmenwechsel wider. Während in den Anfangsjahren hohe Subventionen den Ausbau erneuerbarer Energien antrieben, rückt heute die Eigenwirtschaftlichkeit in den Vordergrund. Niedrigere Investitionskosten und technische Fortschritte mindern den Bedarf an staatlicher Förderung.
Gleichzeitig betonen Experten, dass ohne gezielte Anreize der Zubau kleiner Anlagen langsamer voranschreiten könnte. Die Diskussion zwischen Kostenkontrolle und Klimazielen dürfte daher an Schärfe gewinnen.
Marktintegration als Schlüsselstrategie
Reiches Ansatz zielt auf die vollständige Integration von Solarstrom in den Energiemarkt. Statt fixer Vergütungen sollen Betreiber Anreize erhalten, Strom flexibel und netzfreundlich bereitzustellen. Intelligente Speicherlösungen und digitale Steuerungen gelten dabei als zentrale Werkzeuge. Auch eine gezielte Förderung innovativer Technologien steht zur Debatte.
Mit dieser Strategie will die Ministerin den Spagat schaffen zwischen Versorgungssicherheit, Kosteneffizienz und dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien. Der Weg dahin dürfte jedoch von intensiven politischen Debatten begleitet werden.
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