Schwimmende Atomkraftwerke: Norwegen startet maritimes Energieprojekt

Von | 19. August 2025

Norwegen setzt auf schwimmende Atomkraftwerke, um entlegene Regionen und Offshore-Projekte klimaneutral mit Strom zu versorgen. Das Land nutzt seine maritime Erfahrungen im Schiffbau, um modulare Reaktoren auf Lastkähnen einzusetzen (neimagazine: 14.08.25).

Schwimmende Atomkraftwerke als Ergänzung zur Wasserkraft

Norwegen deckt fast seinen gesamten Strombedarf aus Wasserkraft. Die zahlreichen Flüsse, Seen und Gebirgstäler bieten ideale Voraussetzungen. Dennoch prüfen Unternehmen wie Norsk Kjernekraft und Ocean-Power AS den Einstieg in die Kernenergie. Eine Machbarkeitsstudie in Aure aus dem Jahr 2024 bildet die Grundlage für den Bau schwimmender Plattformen.

Norwegen plant schwimmende Atomkraftwerke auf Lastkähnen zur Stromversorgung von Offshore-Anlagen und abgelegene Regionen
Bild KI-generiert

Militärische Schiffe nutzen seit Langem Kernreaktoren, während zivile Anwendungen bislang kaum erfolgreich waren. Das Forschungsschiff „Otto Hahn“ blieb wirtschaftlich erfolglos und musste in den 1970er-Jahren stillgelegt werden. Heute sorgen jedoch steigende CO₂-Kosten und internationale Klimaziele für ein verändertes Umfeld. Auch China verfolgt mit einem geplanten Containerschiff einen vergleichbaren Ansatz.

Vorteile der Plattform-Technologie

Die norwegische Lösung unterscheidet sich von klassischen Reaktorschiffen. Die schwimmenden Atomkraftwerke sollen ausschließlich Strom liefern, nicht aber den Antrieb übernehmen. Die Einheiten lassen sich in Werften bauen und flexibel an Küsten oder Offshore-Standorten verankern.

„Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um ein langfristiges Engagement in der Kernenergie in Norwegen sicherzustellen, an dem die besten Unternehmen der norwegischen Industrie beteiligt sind“, erklärt Jonny Hesthammer, Geschäftsführer von Norsk Kjernekraft. Kritiker erinnern jedoch an Risiken wie radioaktive Abfälle oder mögliche Lecks in sensiblen Gewässern.

Neue Reaktorgenerationen für mehr Sicherheit

Die Technik entwickelt sich gleichzeitig weiter. Reaktoren der vierten Generation setzen auf passive Sicherheitssysteme. Flüssigsalzreaktoren stoppen den Prozess automatisch bei Überhitzung, da der Brennstoff zugleich als Kühlmittel dient. China plant für seine Projekte den Einsatz von Thorium in solchen Reaktoren.

Ocean-Power arbeitet zusätzlich an gasbetriebenen Plattformen. Mit der Erweiterung auf Atomkraft soll die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sinken. Ziel ist eine verlässliche und emissionsfreie Stromquelle für maritime Projekte.

Russland zeigt den Weg

Russland betreibt bereits seit 2019 die „Akademik Lomonossow“. Dieses schwimmende Atomkraftwerk versorgt die Hafenstadt Pewek mit Strom und Fernwärme. Zwei Reaktoren liefern je 35 Megawatt und basieren auf Technik aus Eisbrechern. Weitere Anlagen sind in Planung, zwei davon sollen 2028 starten.

Auch Großbritannien, Dänemark und Südkorea entwickeln eigene Konzepte. Sie reichen von Mikroreaktoren im Containerformat bis zu kompakten Flüssigsalzreaktoren. Der weltweite Wettbewerb um sichere und flexible Lösungen nimmt Fahrt auf.

Fazit: Ein neues Kapitel in der Energiepolitik

Ob sich die schwimmenden Atomkraftwerke global durchsetzen, bleibt offen. Ihre Mobilität und Leistungskraft eröffnen neue Möglichkeiten, ganze Regionen zuverlässig zu versorgen. Norwegen könnte mit seinem Projekt Vorreiter sein – nicht durch Reaktortradition, sondern durch maritime Erfahrung und Innovationskraft.

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