Der deutsche Maschinenbau steht unter Druck. Eine Studie zeigt, dass bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze bedroht sind. Grund sind steigende Handelsbarrieren und eine immer aggressivere Konkurrenz aus China. Über eine Million Beschäftigte in Deutschland spüren die Folgen, während Marktanteile im Ausland ins Wanken geraten (handelsblatt: 26.08.25).
Handelsbarrieren und Konkurrenz aus China setzen
Mehr als 120 Topmanager internationaler Konzerne haben an der Untersuchung teilgenommen. Neun von zehn Unternehmen im Maschinenbau erwarten Einbußen im US-Geschäft. Drei Viertel befürchten Verluste bei Marktanteilen in Europa. Besonders die exportorientierten Betriebe im Maschinenbau leiden unter Zöllen, die Produkte verteuern und wichtige Absatzmärkte blockieren.
Maschinenbau in der Krise: 20 % der Arbeitsplätze bedroht. Handelsbarrieren und Konkurrenz aus China gefährden Marktanteile
Studienleiter Ralf Sauter mahnt: „Der Zolldeal trifft den Maschinenbau hart. Er erhöht den Druck auf die Kostenbasis und kostet Arbeitsplätze.“ Noch gefährlicher sei jedoch die Konkurrenz aus China: „Die eigentliche Herausforderung liegt in der wachsenden Konkurrenz aus China.“
Umstrukturierungen im Maschinenbau und Stellenabbau
Der Wiesbadener Konzern Kion hat früh reagiert. „Wir haben unsere Produktion in den USA ausgebaut und stark regionalisiert – lokal für lokal“, erklärt ein Sprecher. Trotzdem gewinnen asiatische Hersteller Marktanteile, vor allem bei günstigen Einstiegslösungen.
Viele Unternehmen reagieren mit Verlagerungen nach Indien, China, Nordamerika oder Osteuropa. Experten rechnen damit, dass in den nächsten drei Jahren bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze im Maschinenbau in Deutschland verschwinden. Bereits heute zeigt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer einen Rückgang um zwei Prozent. VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt warnt: „Der Standort Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Wir haben ein breites Kostenproblem – bei Arbeit, Steuern, Energie und Bürokratie.“
Marktanteile in Europa unter Druck
Die Studie verdeutlicht, dass 73 Prozent der Führungskräfte mit einer aggressiven Expansion chinesischer Hersteller in Europa rechnen. Dadurch geraten Marktanteile deutscher Anbieter in Gefahr. Der technologische Vorsprung schrumpft rapide. „Produkte der chinesischen Konkurrenz stehen unseren in Technologie und Qualität kaum noch nach“, erklärt Sauter.
Um nicht verdrängt zu werden, versuchen deutsche Firmen ihre Komponenten in chinesische Lieferketten einzuschleusen. Vier von fünf Unternehmen verfolgen diese Strategie. Doch die Dynamik verstärkt die Konkurrenz aus China, während der Wettbewerb für alle härter wird.
Forschung, Nachhaltigkeit und Handelsbarrieren
Trotz allem bleibt Deutschland zentrales Forschungs- und Innovationszentrum. 84 Prozent der Ausgaben für Entwicklung konzentrieren sich auf den heimischen Markt. Südamerika, Afrika oder Australien spielen hingegen kaum eine Rolle.
Doch die Fokussierung hat Konsequenzen. Nachhaltigkeitsinitiativen ohne klaren wirtschaftlichen Nutzen fallen weg. „Die Unternehmen konzentrieren sich auf ihr Kernportfolio und verabschieden sich von Projekten, die keinen direkten Mehrwert bringen“, betont Sauter. Gleichzeitig blockieren Handelsbarrieren Investitionen, die für die Klimawende entscheidend wären.
Digitalisierung als letzte Chance
Ein Hoffnungsschimmer liegt in der Digitalisierung. Neun von zehn Unternehmen wollen Künstliche Intelligenz nutzen, Budgets steigen im Schnitt um 36 Prozent. Trotzdem bleibt das Niveau gering. „Die KI-Versprechungen dürfen keine Lippenbekenntnisse bleiben“, mahnt Sauter. Kooperationen mit Nvidia oder Accenture zeigen erste Fortschritte, doch das volle Potenzial ist nicht ausgeschöpft.
Kurzfristig dominieren Kostensenkungen, Verlagerungen und Abbau von Arbeitsplätzen. Langfristig zählt die Innovationskraft. Gernandt fordert Reformen bei Energie, Steuern und Bürokratie. Nur mit einem starken Forschungs- und Produktionsstandort kann der Maschinenbau seine Marktanteile sichern und sich gegen die Konkurrenz aus China behaupten.
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