Die mächtige Gewerkschaft BCE hat ihre Klima-Kooperation aufgekündigt und stellt sich nun gegen das Kernstück der Klimapolitik. Energiewende, Kohleausstieg und Atomabschaltung unterstützte sie lange. Nun jedoch erklärt Michael Vassiliadis: „Es bringt unsere Betriebe um.“ Damit rückt der Emissionshandel, der als zentrales Instrument gilt, in den Mittelpunkt der Kritik. Für das Bundeswirtschaftsministerium sei klar: Ein Verbot von Verbrennungsmotoren oder ein beschleunigter Kohleausstieg sei unnötig, da das europäische System automatisch für sinkende Emissionen sorgt (welt: 28.08.25).
Streit zwischen Politik und Gewerkschaft
Im jüngsten Gutachten des wissenschaftlichen Beirats heißt es: „Durch die europäischen Emissionshandelssysteme ist ein marktwirtschaftliches System zur Erreichung der Klimaziele eingesetzt worden.“ Staatliche Eingriffe wie das Heizungsgesetz erhöhen nach dieser Logik die Kosten ohne zusätzlichen Nutzen. Viele Experten sehen im Emissionshandel die effizienteste Form des Klimaschutzes.
Gewerkschaft BCE kündigt Klima-Kooperation: „Es bringt unsere Betriebe um“ – Emissionshandel treibt CO₂-Preis und Industriekrise
Doch die Industriekrise verschärft sich. Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft BCE, attackiert die Klimapolitik frontal: „Das Konzept fliegt so nicht. Es bringt unsere Betriebe um.“ Damit stellt er den Emissionshandel und den steigenden CO₂-Preis ins Zentrum seiner Kritik.
Chemieindustrie im Würgegriff
Vassiliadis belegt seine Argumente mit Zahlen. Beispiel Ineos in Köln: Der Konzern trägt einen Kostennachteil von 100 Millionen Euro beim Gas, 40 Millionen beim Strom und zusätzlich 100 Millionen für CO₂-Zertifikate. „Ineos ist kein Einzelfall, sondern die Regel.“ Jährlich reduziert die EU-Kommission die Anzahl handelbarer Rechte um 4,3 Prozent. Ab 2026 gibt es Gratiszuteilungen nur noch unter Auflagen.
Die Folge: Der CO₂-Preis steigt rasant. „Dagegen können Sie weder ansparen noch antransformieren“, erklärt Vassiliadis. Die Industriekrise trifft vor allem die Chemiebranche, die auf CO₂-Rechte angewiesen ist. Das Produktionsniveau liegt 20 Prozent unter dem Wert vor dem Ukrainekrieg. Mehr als 260 Betriebe haben bereits Arbeitsplätze abgebaut, insgesamt 28.000 Stellen.
Stillstände und Schließungen
In weiteren 70 Betrieben gibt es Kurzarbeit, 12.000 Beschäftigte sind betroffen. „Mehr als 200 dieser Fälle sind übrigens Anlagen- und Werksschließungen. Wir reden hier also von industrieller Wertschöpfung, die ein für alle Mal verloren ist.“ Nach Ansicht der Gewerkschaft tragen die hohen CO₂-Abgaben erheblich zu dieser Industriekrise bei.
Während Europa hohe Preise bezahlt, profitieren Konkurrenten. „In China kostet die Tonne CO₂ lediglich ein Siebtel, in Japan nur ein Siebzigstel dessen, was unsere Betriebe in Europa bezahlen. Und in den USA gibt es bekanntlich gar keinen Handel mit Emissionszertifikaten.“ Der CO₂-Preis sei zu einem massiven Wettbewerbsnachteil geworden, der immer mehr Arbeitsplätze in Deutschland koste.
Zwischen Wunsch und Realität
„Der CO₂-Preis hat sich längst zu einem massiven Wettbewerbsnachteil entwickelt.“ Technologien, Infrastruktur und Energieträger fehlen, um CO₂-frei zu produzieren. Diese Industriekrise zeigt die Kluft zwischen politischen Zielen und wirtschaftlicher Realität. Jedes Jahr erhöht die EU den Druck, ab 2026 noch stärker. „Schon in fünf Jahren stehen ein Viertel weniger Gutschriften bereit. Was das für die Preise bedeutet, können wir uns alle ausmalen.“
Die Gewerkschaft BCE fordert deshalb Soforthilfen. Viele Betriebe stünden „auf der Intensivstation“. Ohne schnelle Eingriffe drohen weitere Arbeitsplätze verloren zu gehen. Denkbar seien Befreiungen einzelner Unternehmen vom Emissionshandel oder zusätzliche Gratiszuteilungen.
Folgen für Verbraucher
Eine Entlastung der Industrie hätte direkte Auswirkungen auf Haushalte. Denn wenn die Schwerindustrie Schutz erhält, tragen andere die Kosten. Laut Prognosen von ADAC und Bloomberg könnte der geplante „Emissionshandel 2“ ab 2027 die Preise für Heizenergie und Sprit um 22 bis 27 Prozent erhöhen. Damit trifft der CO₂-Preis nicht nur die Betriebe, sondern auch Millionen Verbraucher, deren Arbeitsplätze und Kaufkraft zunehmend unter Druck geraten.
Lesen Sie auch:
BASF vor radikalem Wandel: 2500 Arbeitsplätze in Gefahr
Chef der IGBCE sieht 30 Prozent der Arbeitsplätze durch Energiewende gefährdet
Gewerkschaften fordern vergünstigten Strom für energieintensive Branchen
Deutsche Industrie verliert immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit im globalen Vergleich
Der Beitrag Gewerkschaft BCE kündigt Klima-Kooperation auf und attackiert Emissionshandel erschien zuerst auf .