Leasing-Rückläufer überschwemmen den Gebrauchtwagenmarkt – Käufer bleiben aus

Von | 8. September 2025

Der Gebrauchtwagenmarkt läuft in Deutschland auf Hochtouren. Doch beim Leasing von Elektroautos zeigt sich eine dramatische Schieflage. Immer mehr Leasing-Rückläufer fluten die Höfe, doch Käufer bleiben aus. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor finden problemlos neue Besitzer, während gebrauchte Stromer wie Blei bei den Händlern stehen und deren Restwert stetig sinkt (wiwo: 02.09.25).

Restwert im Sturzflug

Seit 2023 sinkt der Restwert von Elektroautos massiv. Zwar gilt der stärkste Preisverfall als überstanden, doch der Abstand zu Verbrennern bleibt groß. Nach Daten von Berylls liegt der durchschnittliche Restwert eines gebrauchten Stromers rund 6400 Euro unter dem Wert eines Benziners. Für Schnäppchenjäger klingt das verlockend, doch für Hersteller und Banken bedeutet es erhebliche Verluste.

Leasing-Rückläufer finden keine Käufer: Restwerte von Elektroautos brechen ein, der Gebrauchtwagenmarkt gerät unter Druck

Ein Audi e-tron Sportback zeigt die Dimension: Vor drei Jahren lag der Neupreis bei über 86.000 Euro. Heute steht er mit 45.000 Kilometern für knapp 38.000 Euro im Gebrauchtwagenmarkt.

Leasing-Rückläufer überschwemmen den Gebrauchtwagenmarkt

Der Rücklauf aus Leasing-Verträgen verschärft die Lage spürbar. Die meisten Elektroautos wurden mit dreijährigen oder vierjährigen Verträgen angeschafft. Nun kommen die Jahrgänge 2021 und 2022 gleichzeitig zurück. Damals erleichterte der Umweltbonus die Anschaffung, was die Zahl der Leasing-Verträge stark erhöhte.

Branchenexperte Christopher Ley betont: „Die E-Autos kommen mit deutlich schlechteren Restwerten zurück als erwartet.“ Die Werte liegen klar unter denen vergleichbarer Verbrenner.

Druck auf Händler und Hersteller

Für Händler ist die Situation gefährlich. Burkhard Weller, Chef einer großen Autohausgruppe, machte deutlich: „Damit das Restwertrisiko bei der Herstellerbank liegt und nicht beim Kunden – oder uns.“ Leasing schützt Käufer vor Verlusten, doch die Last bleibt bei Autobauern und Finanzinstituten.

Auch die Hersteller selbst spüren den Druck. Sie hatten in den vergangenen Jahren stark auf den Absatz von Stromern gesetzt, um die CO₂-Vorgaben der EU zu erfüllen. Heute zeigen sich die finanziellen Folgen dieser Strategie.

Technologische Sprünge als Verkaufsbremse

Ein großes Problem liegt im rasanten technischen Fortschritt. Neue Elektroautos verfügen über verbesserte Batterien, kürzere Ladezeiten und moderne Software. Ältere Modelle verlieren dadurch zusätzliche Attraktivität. Viele Käufer entscheiden sich lieber für die aktuelle Generation.

Das Interesse im Gebrauchtwagenmarkt bleibt entsprechend gering. Selbst Mietwagenfirmen meiden die Rückläufer, weil Reichweite und Technik nicht überzeugen.

Restwert stagniert, Standtage steigen

Berylls-Analysen zeigen, dass sich der Restwert zwar auf einem bestimmten Niveau stabilisiert hat, doch die Standtage wachsen stetig. „Gebrauchte E-Autos stehen seit Monaten wie Blei auf den Höfen, und das Blei ist jetzt noch schwerer geworden“, warnt Ley. Jeder zusätzliche Monat verursacht für Händler hohe Kosten.

Dass die Restwerte so stark nach unten gingen, überrascht zwar niemanden in der Branche. Doch das Ausmaß der Verluste fiel deutlich größer aus als erwartet.

Leasing als Ausweg?

Ein einfaches Abschreiben der Fahrzeuge gilt als riskant. Fachleute fordern neue Strategien. Elektroautos sollten nicht sofort verkauft, sondern erneut über Leasing oder flexible Abo-Modelle in den Markt gebracht werden. So ließen sich die Fahrzeuge mehrfach nutzen.

Ein sogenanntes Multizyklus-Modell hätte zusätzlich Vorteile für die Hersteller. Am Ende des Fahrzeuglebens könnten sie wichtige Rohstoffe zurückgewinnen. Dadurch entstünde im Gebrauchtwagenmarkt ein nachhaltiger Kreislauf.

Ausblick auf die kommenden Jahre

Für die Autobauer bleibt die Situation kritisch. Bis 2027 müssen die europäischen CO₂-Vorgaben erfüllt werden. Deshalb drängten viele Hersteller ihre Stromer mit Nachdruck in den Markt. Heute stehen sie vor der Aufgabe, die finanziellen Folgen der schwachen Nachfrage aufzufangen.

Vor allem Konzerne mit Modellen wie dem Škoda Enyaq oder den VW ID.3, ID.4 und ID.5 leiden besonders. Ohne neue Konzepte für Leasing, Vertrieb und Restwert-Absicherung droht die Welle gebrauchter Elektroautos den Markt langfristig zu überrollen.

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