Amprion-Chef warnt vor harten Eingriffen – im Herbst drohen Stromabschaltungen

Von | 14. September 2025

Die Energieversorgung in Deutschland steht vor kritischen Monaten. Christoph Müller, Chef des Übertragungsnetzbetreibers Amprion, erwartet Stromabschaltungen und sehr hohe Strompreise. Zugleich zweifelt er am Kohleausstieg und sieht die Energiewende durch fehlende Kraftwerkskapazitäten gefährdet. Die Lage sei zwar unter Kontrolle, aber keineswegs stabil. Unternehmen, Haushalte und Kliniken müssen sich auf harte Einschnitte einstellen (faz: 03.09.25).

Gezielte Stromabschaltungen im Herbst

Müller beschreibt, wie vordefinierte Gruppen Stromausfälle von rund anderthalb Stunden erleben könnten. Krankenhäuser greifen in dieser Zeit auf Notstrom zurück und verschieben Operationen, Supermärkte schließen ihre Türen, während Industriebetriebe Produktionslinien anhalten. Solche Stromabschaltungen drohen nicht nur in Dunkelflauten, sondern auch in Phasen starker Sonneneinstrahlung und kräftigen Windes.

Amprion-Chef warnt vor Stromabschaltungen – um einen Blackout zu verhindern, drohen drastische Eingriffe ins Netz

Diese Risiken verdeutlichen, warum neue Kraftwerke dringend nötig sind. Ohne zusätzliche Kapazitäten geraten Netzstabilität und Energiewende ins Wanken. Besonders flexible Gaskraftwerke gelten nach dem Atom- und Kohleausstieg als Schlüssel, um eine drohende Versorgungslücke zu schließen.

Fehlende Kapazitäten und steigende Strompreise

Ein aktueller Bericht der Bundesnetzagentur bestätigt die Sorgen. Bis 2035 fehlen durch den Atom- und Kohleausstieg bis zu 22,4 Gigawatt steuerbare Leistung, möglicherweise sogar 35,5 Gigawatt. Die Energiewende droht damit ins Stocken zu geraten. Müller betont, die kommenden zwei Winter seien noch beherrschbar, doch extreme Strompreise belasten schon jetzt die Wirtschaft.

Sein Fazit fällt nüchtern aus: „Unsere Handlungen sind der Situation angemessen, aber nicht schön.“ Besonders beim Kohleausstieg zeigt er sich skeptisch. „Ich glaube nicht, dass wir den Kohleausstieg noch schaffen.“ Trotz formaler Zielerreichung im Jahr 2028 fehlen tragfähige Alternativen. Die Zweifel am Kohleausstieg verstärken die Unsicherheit zusätzlich.

Atomkraft und politische Debatten

Atomkraft lehnt Müller strikt ab. „Wir sollten diese ganzen Kernenergieträume endlich vergessen.“ Die Genehmigung dauere 15 Jahre, der Bau weitere 15 Jahre – viel zu lang, um gegen steigende Strompreise oder drohende Stromabschaltungen zu helfen.

Auch die politische Diskussion verschärft die Lage. Die Einschätzung von Katherina Reiche bezeichnet Müller als überhitzt und unausgewogen. Seiner Ansicht nach lenkt die Debatte über persönliche Zuschreibungen vom eigentlichen Ziel der Energiewende ab.

Kohleausstieg stellen Netzbetreiber vor harte Realität

Obwohl Müller keinen großflächigen Blackout erwartet, sieht er das Netz unter Druck. Der Werkzeugkasten der Netzbetreiber ist zwar groß, dennoch treffen Stromabschaltungen immer direkt Wirtschaft und Verbraucher. Prognosen sind zuverlässig, doch die Eingriffe bleiben schmerzhaft.

Die Energiewende, der Kohleausstieg und die wachsende Abhängigkeit von schwankenden Erneuerbaren zwingen zu schwierigen Entscheidungen. Ohne massive Investitionen in steuerbare Kraftwerke droht ein unruhiger Winter. Damit rückt die Gefahr punktueller Stromabschaltungen näher, die längst keine Ausnahme mehr darstellen. So entsteht ein Szenario, in dem Blackout, steigende Strompreise und ein stockender Kohleausstieg gleichzeitig Realität werden könnten.

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