Emmanuel Macron bemüht sich um ausländische Investoren, indem er den dekarbonisierten Energiemix Frankreichs als Standortvorteil anpreist. Anfang dieser Woche begrüßte er 240 Wirtschaftsführer in Versailles zur jährlichen „Choose France“ Veranstaltung, um die französische Wirtschaft zu fördern. Dabei wurde betont, dass Frankreichs kohlenstoffarmer Energiemix ein wichtiger Anreiz für Investitionen ist (euractiv: 17.05.24).
Microsoft investiert 4 Milliarden Euro in Frankreich: Dekarbonisierter Energiemix als Magnet
Microsoft kündigte an, vier Milliarden Euro in neue Rechenzentren in Frankreich zu investieren. Roland Lescure vom Ministerium für Energie und Industrie erklärte dies mit dem dekarbonisierten Strommix: „Weil wir die Elektrizität dekarbonisiert haben.“
Frankreich wieder attraktivstes Land für Investitionen in Europa – EY-Ranking bestätigt Investitionsboom dank Magrünem Energiemix
Ein Sprecher Macrons hob hervor, dass der dekarbonisierte Energiemix ein starkes Attraktivitätsmerkmal ist. Allerdings sind Strompreis, Netzzuverlässigkeit und weitere Kriterien ebenso entscheidend.
Frankreich wieder Spitzenreiter: EY-Ranking bestätigt Investitionsboom dank grünem Energiemix
Jedes Jahr veröffentlicht EY ein Ranking der attraktivsten Länder für Investitionen in Europa. Frankreich steht 2023 zum fünften Mal in Folge auf Platz eins. Der kohlenstoffarme Energiemix Frankreichs, mit einer Kohlenstoffintensität von 60 Gramm CO2 pro Kilowattstunde, hebt sich deutlich von Ländern wie Spanien (200 g CO2/kWh) und Deutschland (350 g CO2/kWh) ab. Während der „Choose France“ Veranstaltung wurden bedeutende Investitionen von US-Technologieunternehmen wie Amazon (1,2 Milliarden Euro) und Equinix angekündigt.
Weitere bedeutende Investitionen
Auch der spanische Düngemittelhersteller FertigHy plant eine Investition von 1,3 Milliarden Euro in Frankreich. Gleichzeitig investiert Amazon 7,8 Milliarden Euro in Deutschland. Diese Investitionen zeigen, dass der dekarbonisierte Energiemix zwar ein Vorteil ist, aber nicht der einzige Grund für Investitionen. Jacques Percebois, Energieökonom, betont, dass seine Bedeutung je nach Sektor variiert.
Strompreise im Fokus: Warum Frankreichs günstiger Atomstrom für Aluminiumriesen entscheidend ist
Für stromintensive Unternehmen wie die Aluminiumindustrie bleibt der Strompreis der wichtigste Faktor. Cyrille Mounier von Aluminium France erläutert, dass die geringe Kohlenstoffintensität zwar ein Vorteil ist, aber nicht ausreicht, um eine Standortverlagerung zu rechtfertigen. Der Preis ist entscheidend. François Lévêque, Professor und Wirtschaftswissenschaftler, erklärt, dass der kostengünstige Atomkraftwerkspark Frankreichs zur Entwicklung stromintensiver Industrien beigetragen hat. Dennoch verliert Europa an Attraktivität aufgrund der hohen Strompreise.
Frankreichs Erfolgsgeheimnis: Mehr als nur ein kohlenstoffarmer Energiemix
Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit beruht auf einer Kombination aus stabiler Regulierung, geografischer Lage, hoher Netzqualität und gutem Internetzugang. Die Qualität der Arbeitskräfte und die Stärke des Binnenmarktes spielen ebenfalls eine Rolle. Es ist daher zweifelhaft, ob der kohlenstoffarme Mix allein Industrien aus anderen europäischen Staaten nach Frankreich locken kann.
Reinvestition in Kernenergie
Ökonomen meinen, dass eine Reinvestition in die Kernenergie Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit stärken könnte. Der Ausbau der Kernenergie würde eine kostengünstige, kontrollierbare und kohlenstoffarme Stromversorgung sicherstellen. Eine Vereinbarung zwischen der Regierung und EDF im November 2023 schätzt den Durchschnittspreis für Strom aus Kernenergie auf rund 70 Euro pro Megawattstunde.
Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Letztendlich hängt der Erfolg dieser Strategie von der Stromnachfrage, den EU-Strommärkten und den Baukosten neuer Reaktoren ab. Ein Beispiel ist der 1600-MW-Reaktor in Flamanville, dessen Kosten sich durch eine 12-jährige Verzögerung verfünffacht haben. Emmanuel Macron plant, den Standort nächste Woche zu besuchen, bevor der Reaktor in Betrieb geht.
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