Der stille Abschied von BASF aus Deutschland

Von | 25. Mai 2024

BASF verlässt Deutschland leise und entschlossen. Europas größter Chemiekonzern verlagert Investitionen nach China und schließt Produktionsstandorte in Deutschland. Diese Entscheidungen senden ein klares Signal an die Politik: Unternehmen verfolgen ihre Profite und meiden politische Risiken (focus: 22.05.24).

BASF zieht Konsequenzen: Milliarden-Investition in China, Deutschland bleibt auf der Strecke

Unternehmen agieren global und messen sich mit Konkurrenten wie Elon Musk und Mark Zuckerberg. Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg, nicht politische Versprechen. Für die Wirtschaft ist der Staat nur eine Option, nicht das Maß aller Dinge. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich politische Parteien auf das eigene Land.

BASF verabschiedet sich still und leise aus Deutschland – elf deutsche Produktionsanlagen werden geschlossen, auch einige relativ neue.

In den letzten Tagen konnten man den lautlosen Abschied von BASF beobachten. Der Konzern investiert zehn Milliarden Euro in eine neue Anlage in China und reduziert seine Präsenz in Ludwigshafen. In China werden neue Mitarbeiter eingestellt, während in Deutschland Entlassungen erfolgen. Der Grund dafür ist beschämend: Trotz hervorragender Manager, qualifizierter Mitarbeiter und einer langen industriellen Tradition ist Deutschland für den Chemiekonzern kein profitabler Standort mehr.

Energiepreise treiben BASF ins Ausland: Deutschlands Wirtschaft auf dem Abstieg

Eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung ist die Basis der Industrieproduktion. BASF, mit einem Energieverbrauch von 50,1 Millionen Megawattstunden im Jahr 2023, sieht sich in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig. Der EU-Rechnungshof warnte die Kommission davor, ihre Klimaziele zu übertreiben, um die industrielle Souveränität Europas nicht zu gefährden. Trotzdem steigen die Energiepreise weiter an, was die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Vergleich zu den USA oder dem Mittleren Osten mindert.

Martin Brudermüller erklärt, dass nicht die absoluten Energiepreise das Hauptproblem darstellen, sondern der Vergleich mit anderen Regionen. Deutschland rutscht wirtschaftlich ab und verliert seine Stellung als Wirtschaftsmacht.

EU-Regulierung treibt BASF nach China: Chemieriese kämpft mit deutschen Hürden

Die EU-Kommission hat mit der Chemie-Richtlinie einen weiteren Standard gesetzt, der als industriefeindlich angesehen wird. Martin Brudermüller kritisierte, dass die EU Chemikalien verbietet, die für die Energiewende unverzichtbar sind. Diese Kritik blieb ungehört, und BASF blickt verstärkt nach China. Das Reich der Mitte bietet den größten Chemiemarkt der Welt und wächst weiter. China dominiert heute bereits 50 Prozent des globalen Chemiemarktes.

Die operative Rendite von BASF hat sich im Vergleich zu 2017 mehr als halbiert. In Deutschland belasten nicht nur die Energiekosten das Unternehmen, sondern auch Bürokratie, Sozialabgaben, reduzierte Arbeitszeiten bei steigenden Löhnen und der Fachkräftemangel. Diese Faktoren machen es für BASF schwierig, profitabel zu bleiben.

BASF in der Krise: Milliardenverluste erzwingen Werksschließungen in Deutschland

Der größte Produktionskomplex von BASF in Ludwigshafen ist seit Jahren unrentabel, während alle anderen Regionen der Welt profitabel arbeiten. Im Jahr 2023 erzielte BASF einen Nettogewinn von 225 Millionen Euro, was nur rund drei Prozent des Nettogewinns von 2019 (8,4 Milliarden Euro) entspricht. Diese Gewinne und Dividenden erwirtschaften die Mitarbeiter des Konzern überwiegend im Ausland.

Der Vorstand reagiert auf diese Zahlen mit drastischen Maßnahmen. Elf Produktionsanlagen in Deutschland werden geschlossen, darunter auch einige relativ neue. Bis Ende 2026 sollen durch Sparmaßnahmen 1,1 Milliarden Euro eingespart werden. Bis Ende 2023 wurden bereits 600 Millionen Euro realisiert. Angesichts der fragilen ökonomischen Situation wird das Sparprogramm um eine weitere Milliarde Euro erhöht, was weiteren Stellenabbau und Produktionsschließungen zur Folge hat.

Politik und Wirtschaft: Eine schwierige Beziehung

Die Beziehung zwischen Konzernchefs und Politikern ist angespannt. Martin Brudermüller war einst stolz darauf, im Wirtschaftsbeirat der Grünen zu sitzen und glaubte, ein offenes Ohr beim neuen Wirtschaftsminister Robert Habeck zu haben. Doch Brudermüllers Optimismus schwand schnell. Die Klimaagenda der Regierung, einschließlich der Stilllegung von Atomkraftwerken, wurde ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Belange durchgesetzt. Chemie-Richtlinien, Lieferkettengesetze und Unternehmenssteuern blieben unverändert.

Der stille Abschied von BASF aus Deutschland wird von der Bundesregierung billigend in Kauf genommen. Brudermüller resümiert: „Die Wirtschaft dringt mit ihren Sorgen und Rufen in der Bundesregierung nicht mehr durch.“

Insgesamt zeigt der Fall BASF, wie politische Entscheidungen und wirtschaftliche Herausforderungen den Standort Deutschland belasten und Unternehmen zu radikalen Maßnahmen zwingen. Der Verlust eines industriellen Riesen wie BASF könnte langfristige Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben.

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