Einige Umweltschützer kritisieren den schnellen Ausbau der Windkraft. Nun sieht sich der Wirtschaftsminister einem weiteren Problem gegenüber: der Abhängigkeit von China. Im letzten Jahr überstieg der Anteil erneuerbarer Energien erstmals 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs, wobei Windenergie allein 22 Prozent ausmachte. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte letztes Jahr: „Windenergie an Land ist ein Schlüssel für unsere Energieversorgung.“ Die Deutsche Umwelthilfe und die IG Metall warnen vor neuen Abhängigkeiten bei der Energieproduktion. Laut ihrer Mitteilung ist die Bilanz des Windkraftstandorts Europa niederschmetternd. Es fehlen heimische Produktionskapazitäten für Windkraftanlagen. Zudem leidet die europäische Industrie unter hohen Kosten und Abhängigkeiten in den Lieferketten (berliner-zeitung: 24.05.24).
Windkraft in der Krise: Abhängigkeit von China gefährdet europäische Arbeitsplätze
„Windenergieanlagen bestehen aus zahlreichen Teilkomponenten, von denen derzeit viele aus China bezogen werden“, so Nadine Bethge, stellvertretende Leiterin Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. Permanentmagnete aus seltenen Erden, die in fast 100 Prozent der Offshore-Windkraftanlagen und etwa 20 Prozent der Anlagen an Land in Anwendung sind, stammen laut einer Studie der Stiftung Klimaneutralität zu 94 Prozent aus China. Auch bei Elektronikbauteilen und Chips hinkt Europa hinterher, was Arbeitsplätze gefährdet. Eine Befragung der IG Metall zeigte ein ambivalentes Bild: Jedes zweite Unternehmen plante einen Ausbau, ein Fünftel einen Abbau von Arbeitsplätzen. Insgesamt waren etwa 900 Jobs gefährdet.
Windkraft in der Krise: Abhängigkeit von China gefährdet europäische Arbeitsplätze. Naturschützer fordern lokale Produktion
Chinesische Windturbinen sind etwa vierzig Prozent günstiger in der Produktion. „Chinesische Hersteller konnten in den letzten Jahren deutliche Reduktionen der Fertigungskosten erzielen“, erklärt Bethge. Die Produktion sei aufgrund geringerer Rohstoff- und Arbeitskosten bis zu 40 Prozent günstiger als in Europa. Ökologische und soziale Kriterien bleiben dabei oft unberücksichtigt.
Windkraft in der Kritik: Naturschützer warnen vor Risiken und fordern lokale Produktion
Deshalb fordern die Deutsche Umwelthilfe und die IG Metall, ökologische und soziale Kriterien bei öffentlichen Ausschreibungen zu berücksichtigen. Mehr Geld solle in die lokale Produktion grüner Technologien fließen. „Die EU fällt hier im internationalen Vergleich immer mehr zurück“, heißt es in der Mitteilung. Zudem müsse das Recycling alter Windräder verbessert werden, um die Rohstoff-Abhängigkeit zu reduzieren.
Artenschützer betrachten den Ausbau der Windkraft zunehmend skeptisch. Robert Habeck erntete vor einigen Wochen Kritik, weil das Wirtschaftsministerium Planungsverfahren für Windräder und Solaranlagen per Gesetz vereinfachen will. Einige Naturschützer befürchten Nachteile für den Arten- und Umweltschutz. Ole Eggers vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Schleswig-Holstein kritisierte: „Robert Habeck ist für den Naturschutz der gefährlichste Politiker, den wir auf der ganzen Bühne haben.“ Auch der Nabu-Chef Alexander Schwarzlose äußerte Bedenken: „Das Gesetz trägt entschieden dazu bei, den Klimaschutz gegen den Naturschutz auszuspielen.“
Astrid Scharf, Sprecherin des Bundesumweltministeriums, entgegnet: „Klima- und Naturschutz bedingen sich gegenseitig und können nur gemeinsam gelingen.“ Die geplanten Beschleunigungsgebiete, in denen erneuerbare Energien schneller ausgebaut werden sollen, lägen nicht in Naturschutzgebieten. „Falls mögliche negative Umweltauswirkungen zu erwarten sind, müssen diese durch entsprechende Maßnahmen gemindert oder ausgeglichen werden“, betont Scharf.
Windenergie-Boom 2024: Steigende Bedenken und neue Herausforderungen für Habeck
Die Sorgen um den Naturschutz und die Abhängigkeit von anderen Ländern werden voraussichtlich weiter wachsen. Der Ausbau der Windenergie beschleunigt sich. Laut Bundesregierung nahm der Zubau von Windkraft im ersten Quartal 2024 um rund 23,6 Prozent zu. Für 1500 Anlagen mit einer Leistung von etwa acht Gigawatt legen bereits Genehmigungen vor – etwa doppelt so viele wie in den beiden Jahren davor.
Die Herausforderungen für Habeck und die Windkraftbranche bleiben vielfältig. Der Spagat zwischen Umweltschutz, Kosteneffizienz und Unabhängigkeit ist schwierig. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf die wachsenden Anforderungen und Bedenken reagieren wird.
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