Solarboom in China stockt: Netzengpässe und Preisverfall bedrohen Wachstum

Von | 2. Juni 2024

China verzeichnet ein rasantes Wachstum im Solarsektor, doch Engpässe im Stromnetz bremsen mittlerweile die Expansion. Niedrige Ausrüstungspreise und politische Unterstützung trugen zum Boom bei, aber jetzt häufen sich die Hindernisse (reuters: 22.05.24).

Chinas Solarboom stockt: Netzengpässe und Preisänderungen bremsen Wachstum

Letztes Jahr wuchs Chinas Solarkapazität um 55 %. In den ersten zwei Monaten von 2024 setzte sich dieser Trend fort, jedoch sanken die Neuanlagen im März um 32 % im Vergleich zum Vorjahr. Ursachen sind strengere Einschränkungen bei der Einspeisung von Überschussstrom und veränderte Strompreise, die die Wirtschaftlichkeit neuer Projekte beeinträchtigen.

Der Solarboom in China stockt: Netzengpässe und Preisänderungen bremsen Wachstum. Netzengpässe erzwingen drastische Drosselung

Prognosen deuten darauf hin, dass Chinas Solaranlagenbau in diesem Jahr hinter dem Wachstum der PV-Modulproduktion zurückbleiben wird. Das Land könnte mehr Solarzellen exportieren, trotz Handelskonflikten mit Europa und den USA. Hauptproblem bei der Verbreitung von dezentralen Solaranlagen, meist auf Dächern, ist der Mangel an Speicher- und Übertragungskapazitäten, um den überschüssigen Strom aufzunehmen.

Diese Probleme führen dazu, dass Regulierungsbehörden einige Preisanreize entfernen, die das Wachstum unterstützt haben. Cosimo Ries von Trivium China, einem politischen Forschungsinstitut, erklärt: „In den nächsten Jahren wird dies ein großes Problem für alle Provinzen sein, da die Netze überlastet und die Infrastruktur überfordert sind.“

Netzengpässe erzwingen drastische Drosselung: Chinas dezentrale Solaranlagen in der Krise

Das Problem betrifft besonders Regionen mit hoher Verbreitung dezentraler Solaranlagen, die letztes Jahr 42 % der nationalen Solarkapazität ausmachten. In Provinzen wie Shandong im Norden müssen Netzbetreiber 50–70 % der Solarerzeugung drosseln, um das Gleichgewicht zu wahren. China versucht, die Abregelung erneuerbarer Energie auf 5 % zu begrenzen, was jedoch nicht immer gelingt.

In Hebei und Henan, zwei der „drei großen Treiber“ des dezentralen Solarsektors, ist ein drastischer Rückgang der Installationen zu verzeichnen. Henan erstellte im November Pläne zur Erhöhung der Netzkapazität, um die „gesunde Entwicklung“ der Solaranlagen zu unterstützen.

Chinas Solarboom: Rekordkapazitäten und unsichere Prognosen für 2024

China liegt mit seiner schnellen Solarentwicklung weit vor seinen erneuerbaren Zielen und hat bis März eine installierte Solarkapazität von 655 Gigawatt erreicht. Prognosen für 2024 variieren jedoch stark. S&P Global Commodity Insights erwartet einen Anstieg der Neuinstallationen um 4 %, während der China Electricity Council einen Rückgang um 20 % prognostiziert.

Das schnelle Wachstum wurde durch staatliche Unterstützung und eine Explosion in der Ausrüstungsproduktion ermöglicht. Analysten erwarten in diesem Jahr eine Kapazitätserweiterung um 500–600 Gigawatt bei PV-Modulen, was zu mehr Exporten führen dürfte, trotz erhöhter Zölle in den USA und Europa.

Eine bedeutende Änderung betrifft die Preisgarantien für erneuerbare Erzeuger. Seit dem 1. April werden diese an marktbasierte Preise angepasst, was weniger vorteilhafte Bedingungen schafft. Dies führt zu niedrigeren Solarstrompreisen, während Kohlepreise stabiler bleiben. Shenhua Energy berichtete, dass Solarstrompreise im ersten Quartal um 34,2 % sanken.

Steigende Abregelungen: Chinas Solarstrom gerät ins Stocken

Zusätzlich werden die Grenzen für die Abregelungen von Netzbetreibern gelockert, was das Risiko erhöht, dass erzeugter Solarstrom nicht abgenommen wird. Huaneng Power International verzeichnete im ersten Quartal eine Abregelungsrate von 7,7 %, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Die einfachsten Standorte für Solaranlagen sind weitgehend entwickelt. Verfügbare Dächer benötigen möglicherweise Verstärkungen, Netzanschlüsse sind begrenzt, oder die Sonnenscheindauer ist gering. Shi Lida von Yongan Guofu Asset Management betont: „Wenn die Kosten nicht weiter sinken, sind die Investitionen nicht kosteneffektiv.“

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