Pumpspeicherkraftwerke erleben eine Renaissance. Diese Kraftwerke, die teilweise über 100 Jahre alt sind, erfahren nun eine Aufwertung. Energieversorger investieren Hundert Millionen Euro, um diese Anlagen zu modernisieren. In der Energiewende spielen sie eine entscheidende Rolle. Diese Kraftwerke sind eine ideale Ergänzung zu Wind- und Sonnenenergie. Sie gleichen die witterungs- und tageszeitabhängige Einspeisung aus, was zur Stabilität der Stromnetze beiträgt (focus: 03.07.24).
280 Millionen Euro für den Ausbau: Wie das Forbacher Pumpspeicherkraftwerk die Energiewende vorantreibt
Ein Beispiel dafür ist das Pumpspeicherkraftwerk in Forbach im Schwarzwald. Hier fließen 280 Millionen Euro in den Ausbau. Das Herzstück des Projekts ist ein riesiger unterirdischer Wasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 200.000 Kubikmetern. Das Rudolf-Fettweis-Werk, zwischen 1914 und 1926 erbaut, hat die Region seit Jahrzehnten zuverlässig mit Strom versorgt. Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG erweitert das Werk zu einem leistungsstarken Pumpspeicherkraftwerk. Zwei der vier Einzelkraftwerke, das Schwarzenbachwerk und das Murgwerk, erhalten eine Leistungssteigerung von 65 auf 77 Megawatt. Eine neue Pumpturbine soll zusätzlich 57 Megawatt Pumpleistung liefern.
Bild: David Dreher, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Die neue Technik wird komplett in einer Kaverne im Inneren des Bergs installiert. Zusammen mit dem bestehenden Ausgleichsbecken in Forbach stehen dadurch künftig 400.000 Kubikmeter Speicherwasser zur Verfügung.
Energie auf Abruf: Wie die EnBW mit Pumpspeicherkraftwerken die Energiewende sichert
Für die EnBW sind diese Speicherkraftwerke essenziell für die Energiewende. Sie arbeiten wie Wasserkraftwerke mit riesigen Batterien: Überschüssige Sonnen- und Windenergie pumpt Wasser von einem tiefer gelegenen in ein höher gelegenes Becken. Bei Bedarf fließt dieses Wasser zurück, erzeugt Strom durch Turbinen und Generatoren. So wird Energie genau dann produziert, wenn sie benötigt wird, was die Versorgungssicherheit erhöht.
Die Erweiterung soll die Stromproduktion an der Schwarzenbachtalsperre um zehn Prozent steigern. In den kommenden Monaten werden Bergleute tiefe Stollen in den Berg treiben, um die nötigen Kavernen zu schaffen. Diese Arbeiten sollen etwa 18 Monate dauern. Die Inbetriebnahme des neuen Pumpspeicherkraftwerks ist für Herbst 2027 geplant.
Wiederentdeckung einer bewährten Technologie
Nicht nur in Forbach, sondern auch in Happurg, einem einst stillgelegten Kraftwerk am Nürnberger Stausee, beginnt eine ähnliche Entwicklung. Der Betreiber Uniper plant die Wiederinbetriebnahme des größten Pumpspeicherkraftwerks in Bayern bis 2028. Dazu sind umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich, vor allem am Oberbecken und der Anlagentechnik. Das Kraftwerk hat der Betreiber vor knapp 13 Jahren aufgrund von Rissen im Oberbecken teilweise abgeschaltet. Die Freizeitnutzung des Sees, etwa für Angler oder Segler, soll durch die erneute Inbetriebnahme nicht beeinträchtigt werden.
Comeback am Stausee: Uniper reaktiviert Bayerns größtes Pumpspeicherkraftwerk
Lange Zeit wurde kein neues Pumpspeicherkraftwerk in Betrieb genommen. Diese Kraftwerke galten einst als zuverlässige Lieferanten, die Strom zur Sicherung der Grundlast erzeugten. Der Bau solcher Kraftwerke ist jedoch ein großer Eingriff in die Natur. Neben den Pumpen müssen sind auch Gewässerbecken zur Speicherung erforderlich. Dies beeinflusst die Wasserentnahme, was Tiere beeinträchtigen kann. Eine australische Studie von 2020 zeigte, dass diese Kraftwerke die Trinkwasserversorgung beeinträchtigen können.
Eine mögliche Lösung besteht darin, stillgelegte Kohlekraftwerke und -minen zu Pumpspeichern umzuwidmen. Diese hat ein Bochumer Ingenieur bereits vor zehn Jahren vorgeschlagen, scheiterte jedoch an den hohen Kosten. Mit der wachsenden Bedeutung der Energiewende könnten sich solche Vorhaben jetzt lohnen.
Pumpspeicherkraftwerke bieten eine nachhaltige Lösung, um die Energieversorgung zu stabilisieren und die Energiewende voranzutreiben. Durch moderne Technik und erhebliche Investitionen gewinnen sie an Bedeutung und tragen zur Stabilität der Stromnetze bei.
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