Warum Deutschland die Kernkraft in der Forschung ausschließt – und was wir verlieren

Von | 21. September 2024

In der aktuellen Energiewende-Debatte in Deutschland bleibt ein bedeutender Aspekt weitgehend unberücksichtigt: Die Kernkraft. Obwohl sie in vielen europäischen Ländern weiter ausgebaut wird, spielt sie in der deutschen Energiewende-Forschung und den Zukunftsmodellen keine Rolle. Seit dem Ausstieg aus der Atomkraft ist die Diskussion um alternative Energiequellen oft einseitig (weplanet-dach: 17.09.24). Dabei stellt sich die Frage: Kann Deutschland sich langfristig eine Energiewende ohne Kernkraft leisten?

Europas Atomkraftpläne

Während Deutschland den Ausstieg aus der Kernkraft bereits vollzogen hat, setzen andere europäische Länder weiterhin auf diese Technologie. So plant das Vereinigte Königreich eine Vervierfachung seiner Atomkraftkapazität bis 2050. Auch Polen, Tschechien und Italien forcieren den Ausbau oder den Wiedereinstieg in die Kernenergie. Diese Staaten sind überzeugt, dass Atomkraft zur Senkung der CO₂-Emissionen und zur Sicherstellung der Energieversorgung unerlässlich ist.

Die Kernkraft spielt in der deutschen Forschung und den Zukunftsmodellen für die Energiewende keine Rolle. Verspielt Deutschland die Zukunft?
Bild: KI-generiert

In Deutschland hingegen hat der Ausstieg aus der Kernkraft, anstatt Ruhe zu bringen, neue Konflikte ausgelöst. Steigende Energiepreise und wirtschaftliche Herausforderungen haben die Diskussion über die Kernkraft neu entfacht. Es stellt sich die Frage, ob Deutschland mit der Verweigerung einer offenen Debatte über die Atomkraft seine Zukunft verspielt.

Die Kostenfrage und deutsche Forschungslücken

Eine häufige Kritik an der Kernkraft sind die hohen Kosten, die mit ihrer Errichtung und Wartung verbunden sind. Projekte wie Olkiluoto in Finnland oder Hinkley Point in Großbritannien sind deutlich teurer als geplant. Trotzdem bauen unsere europäischen Nachbarn weiter auf Atomkraft. Haben sie Informationen, die uns fehlen? Tatsächlich zeigt sich in diesen Ländern, dass ihre Forschung alle technologischen Optionen berücksichtigt und auf dieser Basis die kostengünstigsten Pfade zur Dekarbonisierung ermittelt.

In Deutschland läuft das anders. Hier schließen die Modelle, auf die sich die Bundesregierung stützt, Kernkraft von vornherein aus. Das hat zur Folge, dass wir aus der Forschung keine belastbaren Daten haben, ob eine Energiewende mit Atomkraft günstiger wäre. Es ist jedoch leicht zu behaupten, dass Kernkraft zu teuer ist, wenn sie gar nicht in die Berechnungen einbezogen wird.

Dringender Bedarf an neuen Studien

Angesichts der immensen Herausforderungen, die mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verbunden sind, wäre eine ehrliche und ergebnisoffene Debatte notwendig. Deutschland plant zum Beispiel den Bau von 70 Gigawatt Offshore-Windkraft bis 2045. Doch der Ausbau der erforderlichen Infrastruktur kommt nur schleppend voran. Gleichzeitig wären massive Investitionen in Backup-Kraftwerke und Wasserstofftechnologien notwendig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Kosten und Vorteile einer Energiewende mit Kernkraft könnten deutlich günstiger sein als ausschließlich auf erneuerbare Energien zu setzen. Die Kernkraft könnte nicht nur die Versorgung sichern, sondern auch Milliardensummen sparen, die andernfalls in den Netzausbau, Elektrolyseure und Speichertechnologien fließen müssten.

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