Deindustrialisierung – Energieeffizienzgesetz fordert 45% weniger Energieverbrauch bis 2045

Von | 8. Oktober 2024

Die Deindustrialisierung in Deutschland schreitet voran, und ein zentrales Element ist die drastische Reduzierung des Endenergieverbrauchs. Laut dem Energieeffizienzgesetz soll der Verbrauch von 2008 bis 2045 um 45 % gesenkt werden. Ein Vortrag von Hans-Werner Sinn beleuchtete die Herausforderungen, die diese Vorgaben für die deutsche Wirtschaft und die Energiewende mit sich bringen.Der renommierte Ökonom nannte das Gesetz einen Beschleuniger der „erzwungenen Deindustrialisierung“. Diese weitreichenden Maßnahmen seien größtenteils ohne umfassende öffentliche Diskussion umgesetzt worden und stellen die Volkswirtschaft vor erhebliche Herausforderungen (finanzmarktwelt: 30.09.24).

Anforderungen des Energieeffizienzgesetzes

Das „Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz“, das im November 2023 beschlossen wurde, fordert eine Reduktion des Endenergieverbrauchs um 45 % bis zum Jahr 2045. Dabei betrifft dies nicht nur fossile Energieträger, sondern den gesamten Energieverbrauch, unabhängig von der Quelle. Das bedeutet, dass man den Verbrauch auch bei vollständiger Nutzung erneuerbarer Energien massiv senken muss. Insbesondere energieintensive Industrien stehen vor großen Hürden, da diese Reduktion nicht allein durch Effizienzsteigerungen zu erreichen ist.

Erzwungene Deindustrialisierung – das Energieeffizienzgesetz schreibt der Industrie vor den Energieverbrauch bis 2045 um 45 % zu senken
Bild: KI-generiert

In den letzten Jahren ging der Energieverbrauch vor allem deshalb zurück, weil Unternehmen ihre Produktion eingeschränkt oder ins Ausland verlagert haben. Diese Abwanderung, besonders in stromintensive Länder wie Polen oder die Schweiz, führte zwar zu einer Reduktion des Energieverbrauchs in Deutschland, verlagert den Bedarf jedoch nur ins Ausland, was den globalen Verbrauch kaum beeinflusst.

Auswirkungen auf Wirtschaft und Haushalte

Wie eine solch drastische Reduktion des Energieverbrauchs praktisch umgesetzt werden soll, bleibt unklar. Selbst bei einem vollständigen Wechsel zu Ökostrom ist es schwer vorstellbar, den Energieverbrauch derart stark zu reduzieren. Dies wirft Fragen über den zukünftigen Umgang mit Energie im Alltag auf. Müssen Haushalte künftig häufiger im Dunkeln sitzen oder im Winter die Heizung deutlich drosseln, um die Vorgaben zu erfüllen? Oder wird die Industrie gezwungen, nur noch dann zu produzieren, wenn ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht?

Die Bundesnetzagentur hat bereits Vorschläge unterbreitet, wonach Unternehmen ihre Produktion an die Verfügbarkeit von Wind- und Solarstrom anpassen sollen. Solche Maßnahmen würden jedoch die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen einschränken, da die Produktion stark wetterabhängig wäre.

Verpflichtungen für Staat und Wirtschaft

Nicht nur die Industrie, auch der Staat ist von den Vorgaben des Gesetzes betroffen. Öffentliche Einrichtungen mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als einer Gigawattstunde müssen ihren Verbrauch jährlich um 2 % senken. Wird dieses Ziel verfehlt, müssen die Einsparungen in den Folgejahren nachgeholt werden. Solche Regelungen schaffen zusätzlichen Druck auf staatliche Institutionen und verstärken den bürokratischen Aufwand.

Auch Unternehmen müssen umfassende Maßnahmen ergreifen, um die Anforderungen des Gesetzes zu erfüllen. Unternehmen mit einem jährlichen Endenergieverbrauch von mehr als 7,5 Gigawattstunden sind verpflichtet, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen. Werden diese Maßnahmen nicht rechtzeitig umgesetzt, drohen Sanktionen. Unternehmen müssen konkrete Einsparpläne erstellen und veröffentlichen, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Bürokratische Herausforderungen

Neben den technischen Anforderungen führt das Energieeffizienzgesetz auch zu einem deutlichen Anstieg der Bürokratie. Unternehmen, die die vorgeschriebenen Einsparungen nicht rechtzeitig umsetzen, sind verpflichtet, detaillierte Umsetzungspläne zu erstellen und öffentlich zugänglich zu machen. Dies bedeutet zusätzlichen administrativen Aufwand, der insbesondere kleinere Unternehmen stark belasten könnte.

Das Gesetz stellt Unternehmen und Haushalte vor die Herausforderung, den Energieverbrauch drastisch zu senken, ohne dabei die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit oder den Lebensstandard zu gefährden. Die Forderungen nach mehr Energieeffizienz und die damit verbundene Bürokratie erhöhen den Druck auf alle Beteiligten. Es bleibt abzuwarten, ob es möglich ist die angestrebten Ziele unter diesen Bedingungen erreicht zu erreichen.

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