2019 startete Erik Buell ein gewagtes Experiment: Mit der Marke Fuell und einem starken Fokus auf urbane Elektromobilität wagte er den Schritt in ein neues Marktsegment. Ein bekannter Name, frische Ansätze und das klare Ziel, die Welt der Stadtmobilität zu verändern – doch das Projekt endete im Oktober 2024 mit der Insolvenz von Fuell (motorradonline: 25.10.14). Die Erwartungen waren groß, insbesondere da Buell zuvor mit leistungsstarken Verbrenner-Motorrädern Erfolge gefeiert hatte. Nun richtete er sein Augenmerk auf elektrifizierte Mobilität in der Stadt.
Kooperation für Innovation: Die Gründung von Fuell
Die Marke Fuell entstand durch eine Zusammenarbeit zwischen Erik Buell, dem Alfa-Romeo-Formel-1-Chef Frederic Vasseur und Francois-Xavier Terny, einem Pionier der Elektromotorrad-Szene. Gemeinsam wollten sie ein innovatives Produktportfolio schaffen, das sowohl Elektrofahrräder als auch Motorräder umfasst.
Erik Buell startete mit der Elektromotorradmarke ein gewagtes Experiment, doch jetz musste er aufgrund geringer Nachfrage Insolvenz anmelden
Bild: Fuell
Die ersten beiden Modelle, Fuell Flow-1 und Fuell Fluid-1, sollten Vorreiter der urbanen Elektromobilität sein. Mit einer Markteinführung von Fluid-1 ab 2019 und Flow-1 ab 2021 plante Fuell, auf die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlicher Stadtmobilität zu reagieren. Trotz der Unterstützung der Industrie-Insider lief der Start jedoch nicht wie erhofft.
Modelle und Versprechen: Fuell Fluid-1 und Flow-1
In einer frühen Pressemitteilung veröffentlichte Fuell die Details zu seinen beiden Modellen. Das Elektro-Bike Fuell Flluid-1 wurde für den Stadtverkehr entwickelt. Es sollte in zwei Versionen angeboten werden. Die Basisversion mit 15 PS sollte in ihrer Leistung einer 125er-Maschine ähneln. Die zweite Variante versprach mehr Kraft: ein Radnabenmotor mit 47 PS. Das Elektro-Motorrad Flow-1 hingegen richtete sich an eine andere Zielgruppe. Es war für Fahrer mit A2-Führerschein geeignet und bot eine leistungsstärkere Version. Diese Variante sollte längere Strecken und höhere Geschwindigkeiten ermöglichen.
Die Reichweite der Bikes von Fuell sollte laut Plänen bis zu 200 Kilometer betragen. Mit Höchstgeschwindigkeiten von 32 km/h und 45 km/h zielte das Unternehmen auf Kunden ab, die ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel für den Alltag suchten. Die Preise begannen bei 3.295 US-Dollar für das Fuell Flluid-1 und 10.995 US-Dollar für das Elektro-Motorrad Flow-1 – durchaus attraktiv für die Elektromobilitätsbranche.
Verzögerungen und fehlende Nachfrage: Der Weg zur Insolvenz
Trotz der ambitionierten Pläne verzögerte sich die Produktion von Fuell erheblich. Erst 2023 nahm das Unternehmen Vorbestellungen für das Flow-1 an. Viele potenzielle Kunden hatten bis dahin ihr Interesse verloren, und die Konkurrenz in der Elektromobilitätsbranche wuchs rasch. Die pandemiebedingten Marktverschiebungen nach 2020 erschwerten die Umsetzung der Geschäftsstrategie zusätzlich. Der Wandel in der Weltwirtschaft und der Elektronikindustrie traf Fuell hart.
Für Erik Buell zeigte sich ein bekanntes Muster: Die technischen Innovationen seiner Modelle waren beeindruckend, doch geschäftlich fehlte es an nachhaltiger Planung und Timing. Die Vision einer Elektromarke für urbane Mobilität ging nicht auf, da der Markt in diesem Segment längst von anderen Anbietern dominiert wurde. Zudem kämpfte Fuell mit hohen Produktionskosten und einem sich verändernden Kundeninteresse.
Fuell als Opfer der Zeit: Ein Abschied ohne Erfolg
Letztlich kann man Fuell auch als Produkt einer bestimmten Zeit verstehen, in der technische und wirtschaftliche Bedingungen besonders fordernd waren. Erik Buells Rückkehr in die Elektromobilität verlief in einem wirtschaftlichen Umfeld, das von ständigen Veränderungen geprägt war. Während seine Marke 2019 noch auf großes Interesse stieß, änderten sich die Prioritäten der Verbraucher in den Folgejahren erheblich.
Fuell scheiterte somit nicht nur an den internen Herausforderungen, sondern auch an äußeren Faktoren. Die Insolvenz im Oktober 2024 markiert das Ende eines ehrgeizigen Projekts, das von Visionären geleitet wurde, jedoch in einer Branche agierte, die hohe Investitionen und eine robuste Strategie verlangt. Erik Buell, der geniale Konstrukteur, scheiterte auch dieses Mal an den wirtschaftlichen Hürden, die seine Kreationen letztlich ausbremsten.
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