Die Aktienkurse von US-amerikanischen und europäischen Wasserstoffunternehmen sind massiv gefallen, da die Nachfrage niedriger als erwartet ausfällt. Investoren zeigen zunehmend Skepsis, während regulatorische Unsicherheiten die Branche belasten. Aktien von Firmen wie Plug Power, Ballard Power Systems und Green Hydrogen Systems verzeichneten Kursverluste von mehr als 50 Prozent in diesem Jahr. Nel, Bloom Energy und ITM Power verloren rund ein Drittel ihres Wertes. Der S&P Kensho Global Hydrogen Economy Index liegt wieder auf dem Niveau von Mitte 2020 und hat sämtliche Gewinne aus der Hochphase 2020 und 2021 eingebüßt (ft: 27.10.24).
Rückschläge und fehlende Investitionen
Vor Kurzem senkte McKinsey seine Prognosen für den US-Wasserstoffmarkt bis 2030 drastisch. Die erwarteten Produktionsziele der Biden-Administration von 10 Millionen Tonnen sind laut der Analyse kaum erreichbar. Auch die EU wurde im Sommer von ihrem Rechnungshof gewarnt, dass ihre Ziele zur Wasserstoffproduktion als „unrealistisch“ einzustufen seien. Mark Lacey, Leiter thematischer Aktien bei Schroders, betonte, dass „grüner Wasserstoff noch nicht investitionsfähig“ sei.
Kurssturz bei Wasserstoff-Aktien: Sinkende Nachfrage und regulatorische Unsicherheiten treffen Unternehmen wie Plug Power und Ballard Power
Bild: Ki-generiert
Der Trendbruch im Wasserstoffmarkt steht im starken Kontrast zur Euphorie vor zwei Jahren. Der Inflation Reduction Act (IRA) der USA, der erhebliche Steueranreize für grüne Energie brachte, machte die USA zum attraktivsten Markt für Wasserstoff. Gleichzeitig legte die EU eine ambitionierte Wasserstoffstrategie vor. Trotz vieler Ankündigungen haben allerdings nur 18 Prozent der sauberen Wasserstoffprojekte in Nordamerika und 5 Prozent in Europa eine finale Investitionsentscheidung erreicht.
Auswirkungen auf Projekte und Kapital
Die Unsicherheiten bei Steuerregelungen und der zurückhaltende Markt belasten insbesondere kleinere Unternehmen und drücken ihre Aktien weiter nach unten. Der CEO von Plug Power, Andy Marsh, beschrieb die letzten Jahre als „schmerzhaften Weg“ und erklärte, das Unternehmen habe die Entwicklung seines 290 Millionen Dollar teuren Projekts in New York gestoppt. Zudem zog sich das US-Unternehmen Hy Stor aus einem prestigeträchtigen Projekt in Mississippi zurück.
Große Energieunternehmen wie Cummins und Linde können sich dagegen besser behaupten, da ihre diversifizierte Struktur sie widerstandsfähiger macht und ihre Aktienkurse stabil hält. In Europa halten regulatorische Hürden und langsame Finanzierungsmaßnahmen die Entwicklung zurück. Repsol pausierte kürzlich alle seine grünen Wasserstoffprojekte in Spanien. Shell beendete ein blaues Wasserstoffprojekt in Norwegen mit der Begründung, dass der Markt für diesen Energieträger sich nicht entwickelt habe.
Zukunftsperspektiven und internationale Entwicklungen
Wenige Projekte wurden weltweit komplett eingestellt, und es bleibt Hoffnung, dass klare Richtlinien aus Brüssel und Washington den Markt ankurbeln könnten. Der europäische Wasserstoffsektor kämpft jedoch mit der Definition von „grünem Wasserstoff“ und sieht darin zu strenge Vorschriften. In den USA ist der Streit um die Anforderungen an grünen Wasserstoff ebenfalls noch ungelöst und behindert Investitionsentscheidungen.
Die Europäische Kommission hat ein Fördermodell eingeführt, um die Kosten für grünen Wasserstoff zu senken und über öffentliche Ausschreibungen Nachfrage zu schaffen. Auch das US-Energieministerium stellte eine Milliarde Dollar für ein Programm zur Förderung der Wasserstoffnachfrage bereit.
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