Die Einführung von Elektrofahrzeugen in den Fuhrpark der Polizei Baden-Württembergs sorgt für erhebliche Diskussionen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisiert, dass Polizisten Einsätze abbrechen müssen, weil die Reichweite der Fahrzeuge im Alltag nicht ausreicht. Dies führe zu Verzögerungen bei der Verbrechensbekämpfung und erheblichem Frust bei den Beamten (bild: 19.03.25).
Polizisten zwischen Einsatz und Ladepause
Besonders problematisch sei die Situation, wenn über Nacht aufgeladene E-Fahrzeuge schon während einer Schicht ihre Energie verbrauchen, so der Vorsitzende der baden-württembergischen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer. Dadurch müssten Polizisten ihre Arbeit unterbrechen, um die Fahrzeuge aufzuladen, anstatt sich ihren eigentlichen Aufgaben zu widmen. Laut Medienberichten gebe es Beschwerden, dass Streifenwagen während Einsätzen plötzlich nicht mehr einsatzfähig seien.
Polizisten in Baden-Württemberg müssen Einsätze abbrechen, weil ihre Elektro-Streifenwagen nicht genügend Reichweite bieten
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) setzte sich stark für die Einführung von Elektroautos bei der Polizei ein. Im Juli des vergangenen Jahres wurden insgesamt 136 Audi Q4 e-tron 45 Quattro an 145 Polizeidienststellen übergeben. Das Ziel sei es, Klimaschutz und moderne Polizeiarbeit zu vereinen. Allerdings müssen sich mehrere Reviere die Fahrzeuge teilen, was die Nutzung zusätzlich erschwert.
Die FDP-Fraktion wollte von Strobl wissen, wie er die zunehmenden Beschwerden der Beamten bewertet.
Kritik an der Praxistauglichkeit der E-Autos
Der Innenminister erklärte, dass Polizeibeamte während der Ladezeiten an öffentlichen Stationen dienstliche Aufgaben über ihre Mobiltelefone erledigen könnten. Dies könne Recherchen oder die Bearbeitung von Vorgängen umfassen. Kritiker, darunter die FDP und die Polizeigewerkschaft, bezeichnen diese Aussage als realitätsfern. Polizeiarbeit bestehe nicht nur aus Büroaufgaben, sondern erfordere jederzeitige Einsatzbereitschaft. Es sei nicht akzeptabel, dass Polizisten während eines Ladevorgangs nicht auf dringende Notrufe reagieren können.
Eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass etwa zwei Drittel aller Polizeifahrzeuge theoretisch mit elektrischen Antrieben betrieben werden könnten. Aktuell machen Elektrofahrzeuge jedoch nur rund zwei Prozent der Flotte aus. Bis Ende des Jahres soll dieser Anteil auf etwa 8,5 Prozent steigen, indem 150 weitere Elektrofahrzeuge sowie 200 Hybrid-Fahrzeuge angeschafft werden.
Insbesondere in ländlichen Gebieten und auf Autobahnen sei die eingeschränkte Reichweite der Elektroautos problematisch. Dort müssen Polizisten oft weite Strecken zurücklegen, sodass Ladepausen nicht praktikabel sind. Während die Elektrifizierung des Fuhrparks grundsätzlich als positiver Schritt für den Klimaschutz betrachtet wird, zeigt sich in der Praxis, dass die Einsatzfähigkeit der Polizei darunter leiden kann.
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