Stellantis beendet Transporter-Produktion in Luton – Werksschließung nach 120 Jahren

Von | 8. April 2025

Nach mehr als einem Jahrhundert Automobilgeschichte ist im britischen Luton Schluss. Der Konzern Stellantis hat am 28. März 2025 die Fertigung seiner Transporter der Marken Opel/Vauxhall, Peugeot, Fiat und Citroën im traditionsreichen Vauxhall-Werk eingestellt. Der letzte produzierte Wagen: ein Vivaro-Van. Bereits 2002 endete dort die Pkw-Produktion. Jetzt trifft es auch das benachbarte Werk für Nutzfahrzeuge (bbc: 29.03.25).

Traditionsstandort vor dem Aus

Eigentlich hatte das Werk eine neue Rolle erhalten sollen. Noch 2024 stellte Stellantis Pläne vor, künftig elektrische Transporter in Luton zu bauen. Die Batteriemodelle der Reihen Opel/Vauxhall Vivaro, Peugeot Expert, Fiat Scudo und Citroën Dispatch sollten dort vom Band laufen. Zuvor entstanden diese Modelle mit Verbrennungsmotor. Doch stattdessen entschied sich der Konzern für eine Verlagerung der Aufträge.

Stellantis streicht die geplante E-Transporter-Produktion in Luton – statt neuer Elektromodelle folgt die Werksschließung nach 120 Jahren

Der neue Standort für die E-Fahrzeuge liegt im nordwestenglischen Ellesmere Port. Dorthin wandern nicht nur Maschinen, sondern auch Know-how. Damit verliert Luton seine Bedeutung als Produktionsstandort. Die Industriegeschichte, die dort 1905 mit der Eröffnung der ersten Vauxhall-Fabrik begann, endet nach 120 Jahren endgültig.

Kritik am britischen ZEV-Mandat

Die Entscheidung fiel nicht plötzlich. Bereits im November 2024 stellte Stellantis das Aus für Luton in Aussicht. Als Grund nannte der Konzern das ZEV-Mandat der britischen Regierung. Diese Vorschrift legt fest, wie hoch der Anteil lokal emissionsfreier Fahrzeuge bei den Neuzulassungen sein muss. Gemeint sind Fahrzeuge mit Batterieantrieb oder Wasserstofftechnologie.

Im Februar 2025 bestätigte das Unternehmen gegenüber britischen Medien die Produktionsverlagerung im zweiten Quartal. Der Schritt soll helfen, die strengen Auflagen zu erfüllen. Diese sehen für das laufende Jahr einen E-Anteil von 26 Prozent bei Pkw und 16 Prozent bei Transportern vor.

Arbeitsplatzverlust trotz Teilverlagerung

Die Schließung des Werks betrifft rund 1.100 Beschäftigte. Zwar sollen mehrere Hundert Stellen nach Ellesmere Port umziehen, doch längst nicht alle. Für diejenigen, die nicht mitgehen können oder möchten, kündigte Stellantis Umschulungen oder alternative Arbeitsplätze an.

Trotz dieser Maßnahmen trifft der Verlust hart. Die Region Luton, ohnehin wirtschaftlich unter Druck, verliert einen bedeutenden Arbeitgeber. Die Maßnahmen gelten intern als Versuch, die Folgen der Werksschließung abzufedern – ein vollständiger Ausgleich entsteht dadurch jedoch nicht.

Strategiewechsel bei Stellantis

Der damalige Konzernchef Carlos Tavares begründete die Entscheidung mit einem strategischen Ziel: „Die Verlagerung aller Aktivitäten an einen Standort konsolidiert unsere Produktionsbasis im Vereinigten Königreich.“ Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, „dass diese Entscheidung potenziell zu einer größeren Produktionseffizienz beitragen“ könne.

Mit der Zusammenlegung der Standorte soll nicht nur die Effizienz steigen, sondern auch die Position auf dem britischen Markt gestärkt werden. Stellantis konzentriert damit seine Ressourcen in Ellesmere Port, wo bereits Infrastruktur für E-Fahrzeuge vorhanden ist.

Luton verliert ein Stück Industriegeschichte. Die Pläne zur Fertigung elektrischer Transporter schaffen zwar neue Perspektiven – jedoch an einem anderen Ort. Für viele Beschäftigte bedeutet das den Verlust des Arbeitsplatzes oder einen tiefgreifenden beruflichen Einschnitt. Der Fall zeigt, wie sehr politische Vorgaben und Konzernstrategien ineinandergreifen – und welchen Preis strukturelle Transformation mit sich bringt.

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