Die BA (Bundesagentur für Arbeit) meldet für den April 2025 eine um 182.000 Personen gestiegene Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit sei die sonst übliche Frühjahrsbelebung praktisch nicht zu erkennen, so die Experten. (ntv; 30.04.2025)
Leichter Anstieg der Jobs gegenüber dem Vormonat
Gegenüber dem direkten Vormonat März 2025 ist zwar die Zahl der Jobs ganz leicht gestiegen, was dem traditionellen Muster dieser Jahreszeit entspricht. Die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Berufstätigen ging dementsprechend etwas zurück. Durch den Vergleich mit dem Vorjahr fällt jedoch der übliche saisonale Aufschwung der Beschäftigung so bescheiden aus, dass die Statistiker nicht mehr von einer „Frühjahrsbelebung“ sprechen möchten. Das teilte die Chefin der BA Andrea Nahles bei einer Pressekonferenz in Nürnberg mit. Ihre Behörde hatte Ende April 2,932 Millionen Arbeitslose erfasst. Gegenüber März 2025 war ihre Zahl nur um 36.000 gesunken, was 0,1 % der Quote entspricht. Diese liegt nun bei 6,3 %.
Im April 2025 bleibt die erwartete Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt aus – die Arbeitslosenzahl steigt im Jahresvergleich deutlich. Fachkräftemangel trifft auf schwache Konjunktur und rückläufige Personalnachfrage.
Schwacher Arbeitsmarkt seit 2023
Die Schwäche am deutschen Arbeitsmarkt setzt sich im April fort, sie dauert nunmehr schon über zwei Jahre an. Wenn die Fachleute der Bundesagentur die jahreszeitlichen Schwankungen herausrechnen, mithin die Frühjahrsbelebung komplett vernachlässigen, stieg die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich sogar um 4.000 Personen an. Dahinter steckt eine anhaltend schwache Nachfrage nach Arbeitskräften. Es gibt zwar einen statistischen Sondereffekt: Der bereinigte Stellenindex der BA (sogenannter BA-X), der bei der Nachfrage nach neuem Personal die jahreszeitlichen Einflüsse herausrechnet, gewann im Monatsvergleich einen Punkt und beträgt nun 105 Punkte. Doch dafür ausschlaggebend waren die Meldungen zu sonstigen Stellen. Sie betreffen Praktika, Beamte und Soldaten.
Gegenüber dem April 2024 verlor der Stellenindex allerdings sechs Punkte, was zum Fazit führt, dass die gemeldete Arbeitskräftenachfrage auf niedrigem Niveau verharrt. Außerhalb des öffentlichen Bereichs sank der Bedarf an Personal zwischen März und April 2025 in allen Wirtschaftszweigen. Teilweise verzeichnete die BA Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich. Besonders betroffen sind das Gastgewerbe, qualifizierte Unternehmensdienstleistungen und der gesamte Finanzsektor, darunter auch Banken und Versicherungen.
Weiterhin Fachkräftemangel trotz stagnierender Beschäftigung
Ein Paradox der gegenwärtigen Situation ist der anhaltende Fachkräftemangel in einigen Branchen, während in anderen Wirtschaftszweigen ein Überangebot an Arbeitskräften herrscht. Über fehlende Fachkräfte klagen die Unternehmen schon länger, doch es gilt, diese Aussage differenziert zu betrachten. Da die deutsche Wirtschaft praktisch nicht mehr wächst, muss es Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt geben. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Von den Umbrüchen der letzten Jahre vor allem im Energiesektor sind manche Unternehmen besonders stark betroffen, andere wenig bis gar nicht. Auch die regionalen Strukturen spielen eine Rolle. Wo die industrielle Basis fehlt, werden am schnellsten Mitarbeitende freigestellt, während kaum eine Firma nach neuem Personal sucht.
Daher gibt es bei der Prognose zur Arbeitslosigkeit erhebliche Unterschiede unter anderem zwischen West- und Ostdeutschland: In Westdeutschland dürfte die Gesamtquote im Jahr 2025 möglicherweise 5,7 % betragen, für Ostdeutschland werden hingegen 7,6 % erwartet. Doch auch Industriebetriebe mit hohen Energiekosten und/oder sinkender Exportnachfrage werden unabhängig von ihrem Standort unter Druck geraten und Stellen abbauen. Zu Letzterem dürfte der jüngste Zollstreit mit den USA erheblich beitragen. Gesucht werden jedoch Fachkräfte nach wie vor in diesen Bereichen:
Pflege
Handwerk
technische Berufe
IT
Die Bundesagentur bezifferte die Zahl der dort offenen Stellen Anfang 2025 mit 530.000, was am Gesamtproblem jedoch wenig ändert: Eine Umschulung von Arbeitslosen für diese Branchen ist zeitaufwendig und teuer. Deutschland steht damit vor einem Strukturbruch, der durch äußere Probleme (Energiesektor, Zollpolitik des US-Präsidenten) noch verschärft wird. Auf die neue Bundesregierung kommt daher viel Arbeit zu.
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