VinFast zieht sich zurück – warum ein E-Auto-Gigant Europa verlässt

Von | 8. Mai 2025

Der vietnamesische Elektroautohersteller VinFast bricht seine Zelte in Europa weitgehend ab. Die Ankündigung markiert einen radikalen Strategiewechsel. Trotz gestiegener Auslieferungszahlen im Jahr 2024 – rund 97.000 Fahrzeuge – explodierten die Verluste. Rund 3,2 Milliarden US-Dollar fehlen in der Bilanz. Zwar führte das höhere Liefervolumen auch zu mehr Umsatz, doch die Kosten liefen davon (elektroauto-news: 02.05.25).

Showrooms schließen, Belegschaft betroffen

In Kürze steht die Schließung aller Showrooms und Service-Zentren bevor. Der Termin dafür ist bereits fix: Freitag, 9. Mai 2025. Besonders hart trifft es Standorte in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

VinFast zieht sich weitgehend aus Europa zurück: Trotz wachsender Verkaufszahlen führten Milliardenverluste zum Strategiewechsel

Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen bestätigten dem Fachportal elektroauto-news.net, dass etwa 90 Prozent der europäischen Beschäftigten ihre Kündigung erhalten haben. Die Vertriebsstrategie wird sich ändern – weg vom Direktvertrieb, hin zu klassischen Händlernetzen. Einige der verbliebenen Mitarbeiter sollen dort eine neue Anstellung finden.

Massive Verluste erzwingen Kurswechsel

Die Liste der Gründe für den Rückzug ist lang. In einem internen Schreiben benennt das Unternehmen mehrere Einflussfaktoren: wirtschaftliche Unsicherheit, geopolitische Spannungen, Handelsbarrieren und hohe Zölle. Der Rückzug erfolgt nicht halbherzig. Noch im zweiten Quartal plant der Hersteller, sämtliche Mietverträge in Europa zu beenden. Einsparungen stehen dabei klar im Fokus. Parallel dazu richtet VinFast seine Aktivitäten neu aus – im Zentrum steht künftig Asien. Dort entstehen neue Produktionsstandorte, etwa in Indien und Indonesien.

Fokus auf Asien statt Wachstum in Europa

Die Kehrtwende erfolgt in einer Phase, in der der Hersteller eigentlich ambitionierte Ziele verfolgte. Für 2025 stand eine Verdopplung der Verkaufszahlen auf rund 200.000 Fahrzeuge im Raum. Gleichzeitig rückte der Konzern erschwingliche Modelle in den Vordergrund. Mit dem VF8 und dem kleineren VF6 waren in Deutschland bereits zwei SUV-Modelle verfügbar. Ein drittes Fahrzeug, der VF7, soll mit bis zu 450 Kilometern Reichweite und bis zu 260 kW Leistung ein futuristisches Design mit Alltagstauglichkeit verbinden. Die Einführung dieses Modells bleibt jedoch vorerst ohne konkreten Zeitplan für Europa.

Absatzpotenzial bleibt ungewiss

Trotz aller Herausforderungen hielt VinFast zunächst an seinen europäischen Ambitionen fest. Die wirtschaftlichen Realitäten lassen nun jedoch kaum Spielraum. Ob und in welchem Umfang neue Modelle in Zukunft überhaupt noch auf dem europäischen Markt erscheinen, bleibt offen. Immerhin bestehen Pläne, bestimmte Modelle über externe Händler zu vertreiben – ein deutlich weniger aufwendiges Konzept. Das bedeutet zugleich einen geringeren logistischen Aufwand und weniger Kapitalbindung.

E-Mobilität bleibt Wachstumsmarkt – mit Risiken

VinFast trifft eine Entscheidung, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Marktgefüge haben dürfte. Der Rückzug zeigt, dass der Einstieg in den europäischen Markt kein Selbstläufer ist. Zwar wächst die E-Mobilität stetig, doch der Wettbewerb ist hart, die Margen schmal, und politische Rahmenbedingungen verändern sich ständig. Andere Anbieter dürften die Entwicklungen aufmerksam verfolgen. In einem Umfeld, das von Unsicherheit und hohen Kosten geprägt ist, stellen sich viele Hersteller ähnliche Fragen: Lohnt sich der Aufwand? Rechnet sich das Engagement? VinFast liefert nun eine klare Antwort – zumindest vorerst.

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