Großbritannien: Millionen für Wasserstoffbusse – doch sie verrotten ungenutzt in Depots

Von | 24. Mai 2025

Stillstand statt Fortschritt: In Großbritannien verrotten Wasserstoffbusse in Depots, während Deutschland noch vom großen Durchbruch träumt. Das Vereinigte Königreich investierte Millionen in emissionsfreie Mobilität – doch vielerorts rollen die Fahrzeuge nicht mehr. Technische Probleme, fehlende Infrastruktur und mangelnder Treibstoff machen die Projekte zum Desaster. Der Blick auf die Insel zeigt, wie riskant Deutschlands Pläne sind (inews: 18.05.25).

Tankstellen leer, Busse stillgelegt

In Aberdeen, Liverpool und Birmingham stehen Dutzende Wasserstoffbusse seit Monaten ungenutzt. Reparaturen kosten Unsummen, Tankstellen bleiben trocken. Gleichzeitig fehlt es an zuverlässigem Wasserstoff-Nachschub. Insgesamt flossen rund 70 Millionen Pfund in über 130 Busse, so das britische Medium The i Paper. Viele davon fuhren kaum, manche nie. Besonders dramatisch zeigt sich die Lage in Aberdeen: Seit Juli 2024 blieb dort kein einziger Bus im Einsatz.

Technikprobleme, Treibstoffmangel und hohe Kosten: Großbritanniens Wasserstoffbusse stehen still – ein warnendes Signal für Deutschland

Auch in Liverpool blieben die Fahrzeuge fast ein Jahr ungenutzt. Die Gründe liegen nicht nur in technischen Pannen, sondern auch im völligen Fehlen einer stabilen Wasserstofflogistik. Ohne passende Infrastruktur lässt sich die Technologie kaum betreiben – trotz hoher Erwartungen.

Fachleute warnen vor Systemfehler

Der renommierte Ingenieurwissenschaftler David Cebon von der Universität Cambridge betont: „Ich habe eine Liste mit 27 gescheiterten Wasserstoff-Busprojekten weltweit – immer dieselbe Geschichte.“ Die Technik sei teuer, ineffizient und stark abhängig von einer funktionierenden Infrastruktur, die in vielen Ländern noch fehlt. Zudem bleibt der Wasserstoff selbst ein knappes Gut – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.

Während die britischen Städte mit defekten Bussen kämpfen, setzen deutsche Kommunen weiter auf Ausbau. Köln etwa meldete kürzlich einen Rekord: Die Flotte des Verkehrsunternehmens RVK umfasst inzwischen 130 Wasserstoffbusse. Auch in Dormagen oder im Berliner Umland warten Städte auf die Inbetriebnahme erster Fahrzeuge. Der Wille zum Hochlauf ist groß – doch der Zeitpunkt bleibt fraglich.

Deutschlands Wasserstoffstrategie am Scheideweg

Deutschland steht beim Thema Wasserstoff noch ganz am Anfang. Ohne Importe lässt sich der Bedarf kaum decken. Fachleute gehen davon aus, dass nur ein kleiner Teil des benötigten Wasserstoffs im Inland entsteht. Besonders Industrie, Verkehr und Energieerzeugung konkurrieren künftig um die knappen Mengen. Trotz hoher Investitionen existieren bislang lediglich etwas mehr als 100 Wasserstoff-Tankstellen im Land.

Zwar plant die Bundesregierung eine technologieoffene Zukunft, doch das britische Beispiel zeigt, dass Euphorie allein nicht reicht. Ohne durchdachte Logistik drohen ähnliche Fehlentwicklungen. Die politischen Ziele bleiben ambitioniert, aber sie benötigen realistische Grundlagen.

Politischer Wille trifft auf wirtschaftliche Realität

In Großbritannien flossen Fördergelder aus EU-Töpfen und von Konzernen wie BP oder Shell in die Wasserstoffprojekte. Doch trotz dieser Mittel lieferten viele Busse nicht die erhoffte Leistung. Der offizielle Evaluierungsbericht zum EU-Programm JIVE zeigt: In manchen Städten lag die Einsatzverfügbarkeit unter 30 Prozent. Zum Vergleich: Dieselbusse erreichen im Schnitt rund 90 Prozent.

Tom Baxter, Professor für Ingenieurwesen an der Universität Strathclyde, urteilt nüchtern: „Ich kenne kein einziges gescheitertes Elektrobussystem, aber viele gescheiterte Wasserstoffprojekte.“ Den Energiekonzernen wirft er gezielten Lobbyismus vor, der unrealistische Hoffnungen geschürt habe.

Während Großbritannien die Grenzen der Technologie offenlegt, marschieren deutsche Städte weiter Richtung Wasserstoffmobilität. Ob sie einen nachhaltigen Weg einschlagen – oder einem teuren Irrtum folgen – hängt nun von klugen Entscheidungen und realistischer Planung ab.

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