Im Herbst 2022 präsentierte sich Quantron noch als Hoffnungsträger der Wasserstoffmobilität. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sprach in Washington von einem „großen Tag für die bayerische Wasserstoffwirtschaft“, als das Unternehmen einen Großauftrag aus den USA ankündigte. 500 Wasserstoff-Lkw sollten an TMP Logistics geliefert werden – ein Projekt mit einem Volumen nahe einer Milliarde Euro. Doch zwei Jahre später folgte der Absturz (handelsblatt: 07.07.25).
Wie Quantron mit Tempo expandierte – und den Überblick verlor
Die Gründung von Quantron im Jahr 2019 beruhte auf einer einfachen Idee: Umbau bestehender Nutzfahrzeuge auf nachhaltige Antriebe. Doch Gründer Andreas Haller dachte größer. Er plante ein Komplettsystem – Technik, Service, Schulung und Infrastruktur aus einer Hand. Fördermittel des Freistaats und Investoren machten ambitionierte Schritte möglich. Das Unternehmen expandierte weltweit, erhielt Preise und öffnete Büros in Norwegen, Brasilien und Nigeria.
Quantron scheiterte mit seiner Wasserstoffvision. Vom gefeierten Deal zur Insolvenz – und einem umstrittenen Rückkauf durch den Gründer
Trotz des Erfolgs legte Haller 2021 die Geschäftsführung nieder. Mit dem erfahrenen Auto-Manager Michael Perschke an der Spitze rückte das US-Geschäft in den Fokus. Der Deal über fast eine Milliarde Euro mit TMP Logistics sicherte kurzfristig Vertrauen. Öffentlich wurde Haller als „Pionier“ gefeiert. Doch kein einziges Fahrzeug erreichte sein Ziel.
Quantron zwischen Finanznot und Messestrategie
Im Januar 2024 übernahm Haller wieder die Führung. Er investierte privates Kapital, reduzierte Kosten und sprach mit Investoren. Doch das reichte nicht. Krankenkassen meldeten unbezahlte Beiträge, Mitarbeitende beklagten fehlende Gehälter. Interne E-Mails dokumentieren Vertröstungen. Die Stimmung kippte.
Trotz der finanziellen Engpässe plante Quantron einen IAA-Auftritt in Hannover. Laut Haller sei eine kurzfristige Absage teurer gewesen. Bereits gezahlte Standgebühren und langfristige Effekte gaben den Ausschlag. Im September brach Haller auf der Messe zusammen – ein Herzinfarkt, den er später öffentlich machte. Sein Posting auf LinkedIn wirkte wie ein Abgesang: „Die Politik macht wirtschaftliches Arbeiten unmöglich.“
Quantron-Insolvenz und Hallers Rückkaufpläne
Im Oktober 2024 startete das Insolvenzverfahren. Ein kleines Team arbeitete weiter. Anfang 2025 bot Haller über seine Holding den Rückkauf an. 1,5 Millionen Euro sollten reichen – inklusive der laufenden Ausgaben der letzten Monate. Investoren reagierten verärgert, der Insolvenzverwalter ebenfalls.
Trotz Kritik erhielt Haller im April 2025 den Zuschlag. Die Andreas Haller Holding übernahm Quantron samt Kernmannschaft. Ziel sei ein Neuanfang, getragen von Engagement und Erfahrung. Die finanzielle Basis bleibt jedoch fragil. Ob der Neustart gelingt, entscheidet sich in den kommenden Monaten.
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