Stromknappheit bremst den Ausbau von KI-Rechenzentren

Von | 20. August 2025

Frankfurt gilt als wichtiges Zentrum der digitalen Wirtschaft. Doch der geplante Ausbau von KI-Rechenzentren stockt. Nicht strengere Umweltauflagen, sondern fehlende Stromversorgung verhindert den Fortschritt. Branchenkreise berichten über mangelnde Netzkapazitäten. Der Verband der Internetwirtschaft Eco forderte deshalb: „Der Zugang zu Stromnetzanschlusskapazität“ müsse sichergestellt sein. Zugleich kritisierte der Verband die Bundesregierung. In der 100-Tage-Bilanz hieß es: „Eine nationale Strategie für Rechenzentren wurde zwar angekündigt, doch wann diese erscheinen soll und welche konkreten Entlastungen sie für die Branche beinhaltet, bleibt bislang noch unklar.“

Stromknappheit trifft KI-Rechenzentren weltweit

Das Energieproblem betrifft nicht nur Deutschland. Auch in den USA wächst die Sorge, dass die steigende Nachfrage nach KI-Rechenzentren auf schwache Netze trifft. Laut Fortune warnte Goldman Sachs, dass der „unersättliche Strombedarf der KI die jahrzehntelangen Entwicklungszyklen des Netzes übertrifft und einen kritischen Engpass schafft.“ Dieses Szenario könnte das Wachstum massiv abbremsen.

Stromknappheit bremst KI-Rechenzentren in Frankfurt und weltweit. China profitiert von stabiler Energiepolitik, USA geraten unter Druck

Eine Umfrage von Deloitte bestätigt die Risiken. Für US-Rechenzentren bleibt die Netzbelastung der zentrale Engpass. Da viele Städte nur geringe Reserven haben, investieren Unternehmen inzwischen in eigene Kraftwerke. Hinzu kommt eine wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung. In Ohio stieg die monatliche Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts im Sommer um mindestens 15 US-Dollar – mit Verweis auf Rechenzentren als Hauptgrund.

China baut auf stabile Energiepolitik

Im Vergleich dazu präsentiert sich China robuster. Rui Ma, Gründerin von Tech Buzz China, betonte gegenüber Fortune: „Das steht im krassen Gegensatz zu den USA, wo das KI-Wachstum zunehmend mit Diskussionen über den Stromverbrauch von Rechenzentren und Netzbeschränkungen verknüpft ist.“ Jahrzehntelanger Überausbau und gezielte Investitionen in sämtliche Bereiche der Energieversorgung verschafften dem Land einen klaren Vorteil.

Dieses Modell unterscheidet sich deutlich vom Westen. Während in den USA und Europa kurzfristige Rendite im Vordergrund steht, verfolgt Peking eine strategische Planung. Die zentralistische Steuerung erlaubt den Aufbau massiver Reserven, die heute als Standortvorteil sichtbar werden.

Grenzen des chinesischen Energiemodells

Doch auch Chinas Energiepolitik zeigt Schattenseiten. Offizielle Zahlen aus 2024 belegen, dass Kohle mit rund 57,77 Prozent weiterhin die dominierende Rolle einnimmt. Erneuerbare Energien erreichen nur etwa 20,27 Prozent, wobei Wasserkraft den größten Anteil stellt. Kernenergie bleibt mit 4,47 Prozent ein Nebenfaktor.

Damit zeigt sich, dass der Vorsprung Chinas nicht auf nachhaltiger Energiepolitik, sondern auf schierer Kapazität beruht. Die staatliche Darstellung eines Paradieses erneuerbarer Energien verliert dadurch an Glaubwürdigkeit. Zwischen ambitionierter Rhetorik und Realität klafft eine deutliche Lücke, die auch KI-Rechenzentren betrifft.

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