Die Diskussion um die Zukunft der Photovoltaik nimmt Fahrt auf. Millionen private Haushalte könnten künftig nicht nur ihre Einspeisevergütung verlieren, sondern zusätzlich mit neuen Zahlungen belastet werden. Im Zentrum steht die Forderung von RWE-Chef Markus Krebber: Er verlangt, dass alle Besitzer von Solaranlagen einen Baukostenzuschuss für den Netzanschluss leisten. Nach seiner Auffassung belasten private Anlagen das System, weil sie Strom einspeisen, wenn wenig Nachfrage herrscht, und Netzstrom beziehen, sobald Knappheit eintritt. Damit drohen für viele Haushalte spürbar höhere Kosten und eine Schwächung der Energiewende (merkur: 08.09.25).
Forderung nach neuen Zahlungen für Haushalte
Krebber geht mit seinen Vorstellungen deutlich weiter als die Bundeswirtschaftsministerin. Während Katharina Reiche lediglich über den Wegfall der Einspeisevergütung nachdenkt, fordert der RWE-Chef einen zusätzlichen Baukostenzuschuss. „Wer Kosten auslöst, muss sich daran beteiligen“, lautete sein prägnanter Satz in Düsseldorf.
Millionen Haushalte mit Solaranlagen drohen neue Abgaben – Streit um Netzanschluss, Subventionen und Energiewende
Er will damit nicht nur private Solaranlagen, sondern auch Offshore-Windparks und Biogasanlagen einbeziehen. Für Haushalte mit Photovoltaik bedeutet das jedoch eine doppelte Belastung: keine Vergütung mehr und neue Abgaben für den Anschluss.
Scharfe Kritik der Solarbranche
Die Solarwirtschaft reagiert mit massiver Ablehnung. Philipp Schröder, Geschäftsführer des Unternehmens 1Komma5Grad, erinnert daran, dass Konzerne wie RWE Milliarden an Subventionen für Kohlekraftwerke erhielten. Vor diesem Hintergrund seien neue Forderungen gegen Bürger unangebracht. Peter Knuth von Enerix warnt zudem vor den Folgen: Verunsicherte Kunden könnten ihre Investitionsbereitschaft verlieren, was die Energiewende gefährde.
Wirtschaftlichkeit gerät ins Wanken
Für viele Eigenheimbesitzer droht die Rechnung nicht mehr aufzugehen. Knuth rechnet vor: Eine Solaranlage mit zehn Kilowatt Leistung kostet rund 20.000 Euro und amortisiert sich erst nach 16 Jahren. Ohne Einspeisevergütung verlängert sich diese Zeit deutlich. Kommt die Mehrwertsteuer zurück, geraten viele Haushalte finanziell unter Druck. Damit droht ein Rückschlag für den privaten Beitrag zur Energiewende.
Netzprobleme verschärfen den Streit
Neben der Finanzfrage stehen technische Hürden. Netzbetreiber berichten, dass sie mit den zahlreichen Anschlüssen kaum Schritt halten können. Ein Betreiber aus Reutlingen erklärte, dass „auf absehbare Zeit keine neuen Solaranlagen mehr ans Netz gehen können“. In Brandenburg gab ein Anbieter komplett auf. Der Staat zahlte allein 2023 fast zehn Milliarden Euro an Solarsubventionen, dazu Milliarden für Biomasse und Windkraft. Diese Summen belasten nicht nur den Haushalt, sondern verschärfen die Debatte um Subventionen und den fairen Zugang zum Netzanschluss.
Politik und Konzerne ziehen an einem Strang
Die Forderungen von Krebber finden Unterstützung in der Politik. Bundeswirtschaftsministerin Reiche hält ebenfalls das Ende der Solarförderung für notwendig. Kritiker verweisen jedoch auf ihre Vergangenheit bei der E.On-Tochter Westenergie. Auch E.On-Chef Leo Birnbaum verlangt ein Aus der Solarsubventionen. Aus Sicht der Energiekonzerne stehen Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit über den Interessen privater Haushalte. Der Baukostenzuschuss für den Netzanschluss gilt dabei als Schlüsselidee, um die Kosten gerechter zu verteilen.
Ungewisse Zukunft für private Investoren
Für Millionen Haushalte bleibt die Lage unsicher. Wer auf Photovoltaik gesetzt hat, rechnet mit stabilen Rahmenbedingungen, steht nun aber vor neuen Abgaben. Branchenvertreter befürchten, dass diese Politik die Dynamik beim Ausbau der Energiewende bremst. Klar ist nur: Der Druck auf die Besitzer von Solaranlagen steigt, während die Diskussion über Subventionen und Netzkapazitäten die kommenden Monate bestimmen dürfte.
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