Quantencomputer rauben Cloud-Daten

Das BSI und Sicherheitsexperten von Kaspersky warnen dringend vor Quantencomputern, die bis in zehn Jahren verschlüsselte und damit „souveräne“ Daten in der Cloud lesen können. IT-Manager müssen sich nach präventiven Maßnahmen umsehen und mit Post-Quantum-Kryptografie (PQC) aufrüsten.

Erhebliche wirtschaftliche Kosten durch Netzsperren im Internet

Eine Studie von Analysys Mason und Cloudflare beleuchtet die wirtschaftlichen Folgen von Netzsperren, bei denen per IP- oder DNS-Blockierung der Zugriff auf Inhalte eingeschränkt wird. Jüngste Vorfälle in Spanien, Italien, Frankreich, Österreich und Belgien zeigen die oft unterschätzten Kosten für Gesellschaft, Unternehmen und digitale Infrastruktur.

Chinas Solarindustrie in der Krise – Überkapazität führt zu Massenentlassungen

Chinas größte Solarunternehmen haben im vergangenen Jahr fast ein Drittel ihrer Belegschaft verloren. Unternehmensberichte zeigen, dass Longi Green Energy, Trina Solar, Jinko Solar, JA Solar und Tongwei zusammen rund 87.000 Arbeitsplätze gestrichen haben. Das entspricht durchschnittlich 31 Prozent ihrer Mitarbeiter. Die Branche, die Peking einst gezielt als Wachstumsmotor förderte, steckt in einer tiefen Krise. Überkapazität, sinkende Preise, hohe Verluste und ein gnadenloser Wettbewerb verschärfen die Lage (reuters: 04.08.25).

Preisverfall und Überkapazität setzen Firmen unter Druck

Die weltweite Produktion von Solarmodulen liegt inzwischen doppelt so hoch wie der Bedarf. Der Großteil stammt aus chinesischen Fabriken. Analysten berichten, dass die Jobverluste nicht nur durch Entlassungen, sondern auch durch sinkende Löhne und Arbeitszeiten entstanden sind. Hintergrund sind massive Verluste, die durch Preisverfall und einen ruinösen Wettbewerb entstanden sind. Ein Experte beschreibt die Lage drastisch: „Die Industrie hat seit Ende 2023 mit einem Abschwung zu kämpfen. In 2024 hat sich die Lage verschärft. In 2025 sieht es noch düsterer aus.“

Chinas Solarbranche leidet unter Überkapazität – Milliardenverluste und Abbau von fast einem Drittel aller Arbeitsplätze

Seit Anfang 2024 haben mehr als 40 Solarunternehmen Insolvenz angemeldet, sich vom Markt zurückgezogen oder sind übernommen worden. Zwischen 2020 und 2023 errichteten Hersteller in rasantem Tempo neue Fabriken, da der Staat Kapital aus dem schwächelnden Immobiliensektor in Zukunftsindustrien wie Solartechnik, Elektroautos und Batterien lenkte.

Preis­krieg verschärft durch US-Handelsbarrieren

Der schnelle Ausbau führte zu massiver Überproduktion und sinkenden Preisen. Hinzu kamen US-Zölle auf Produkte aus chinesischen Fabriken in Südostasien. Das Ergebnis: ein brutaler Preis­krieg und Verluste von rund 60 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. Branchenkenner sehen darin eine der größten Krisen seit Beginn des Booms.

Ob die Jobverluste in diesem Jahr anhalten, ist unklar. Peking sendet jedoch immer stärkere Signale, die Produktionskapazitäten reduzieren zu wollen. Im Juli stiegen die Polysiliziumpreise um fast 70 Prozent, während Modulpreise nur leicht anzogen.

Staatliche Eingriffe in Vorbereitung

Der große Polysiliziumproduzent GCL erklärte, führende Hersteller planten eine Art OPEC-Struktur, um Preise und Angebot zu steuern. Zusätzlich entstehe ein Fonds über 50 Milliarden Yuan, um ein Drittel minderwertiger Produktionskapazitäten aufzukaufen und stillzulegen. Präsident Xi Jinping forderte Anfang Juli ein Ende des „ungeordneten Preiswettbewerbs“. Wenige Tage später kündigte das Industrieministerium an, Preis­kämpfe einzudämmen und veraltete Produktionslinien abzuschalten.

Eine Quelle mit direktem Einblick berichtete, dass die Regierung das Thema noch in diesem Jahr vor Ende des aktuellen Fünfjahresplans priorisieren will. In der Provinz Anhui forderten Beamte Unternehmen bereits im Juni auf, keine neuen Fertigungsanlagen zu errichten und Linien unter 30 Prozent Auslastung aufgrund der aktuellen Überkapazität stillzulegen.

Provinzen zögern bei harten Maßnahmen

Trotz dieser Anweisungen setzen viele Provinzregierungen auf Zurückhaltung. Die Verantwortlichen werden an Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen gemessen, daher fehlt oft der Wille, lokale Vorzeigeunternehmen zu opfern. Ein Vorstandsmitglied eines Solarherstellers erklärte, dass neue Kapazitäten seit diesem Jahr nur noch mit mündlicher Genehmigung der mächtigen nationalen Planungsbehörde NDRC entstehen dürfen.

Trina Solars Vorsitzender bestätigte auf einer Branchenkonferenz im Juni, dass trotz des NDRC-Aufrufs zum Stopp im Februar neue Projekte angelaufen sind. Diese Verzögerung zeigt das Ausmaß der notwendigen Einschnitte. Ein Analyst schätzt, dass 20 bis 30 Prozent der Produktionskapazität verschwinden müssten, um wieder Gewinne zu erzielen.

Historische Dimension der Krise

„In China gibt es in vielen Branchen Überkapazitäten – bei Stahl, bei Zement – aber keine Branche hat seit anderthalb Jahren durchgehend Verluste in dieser Größenordnung erlitten“, betont Jefferies-Analyst Alan Lau. Die Verluste pro Unternehmen erreichen Werte wie in der Immobilienkrise, obwohl die Solarbranche nur ein Zehntel so groß ist.

„Das ist höchst ungewöhnlich und in dieser Form äußerst selten“, fasst Lau zusammen. Die kommenden Monate dürften entscheidend dafür sein, ob Peking den Spagat zwischen Abbau der Überproduktion und Erhalt von Arbeitsplätzen schafft – oder ob die Krise der Solarindustrie noch tiefer wird.

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Statistik-Trick: So verschwinden über eine Million Arbeitslose aus den offiziellen Zahlen

Die offiziellen Zahlen zu Arbeitslosen in Deutschland zeichnen ein verzerrtes Bild. Viele Arbeitslose tauchen nicht in der Statistik auf. Die Bundesagentur für Arbeit erfasst zwar umfangreiche Daten, doch ein großer Teil der Erwerbslosen gilt offiziell nicht als arbeitslos. Damit liegt die wahre Zahl der Arbeitslosen deutlich höher, als es die veröffentlichte Quote vermuten lässt (noz: 14.08.25).

Unterschied zwischen offizieller Definition und Alltagsverständnis

Für die meisten bedeutet „arbeitslos“, keinen Job zu haben und keiner Ausbildung nachzugehen. Nach dem Sozialgesetzbuch III zählt jedoch nur, wer vier Bedingungen erfüllt: aktuell ohne Beschäftigung, auf der Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Stelle, für die Vermittlung verfügbar und bei der Agentur für Arbeit als arbeitslos gemeldet. Außerdem darf keine Teilnahme an einer Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik vorliegen, wie etwa einem Bewerbungstraining.

Offizielle Zahlen täuschen: Über eine Million Arbeitslose fehlen in der Statistik – die wahre Quote liegt viel höher

Brisant bleibt zudem: Wer älter als 58 Jahre ist, Bürgergeld bezieht und seit zwölf Monaten kein Jobangebot erhielt, fällt aus der Statistik – sofern dieser Zustand vor 2022 bestand. Trotz Abschaffung der Regelung kamen Betroffene nicht zurück in die offizielle Erfassung der Arbeitslosen.

Wer ohne Job bleibt, aber nicht als Arbeitslose gezählt wird

Im März 2025 meldete die Bundesagentur knapp drei Millionen registrierte Arbeitslose. Hinzu kommen Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen oder mit längerer Krankheit, die als „unterbeschäftigt“ gelten. In dieser Gruppe finden sich etwa 731.000 Personen, die nicht als arbeitslos geführt werden.

Außerdem beziehen mehr als 408.000 Bürgergeldempfänger keine Erwerbsarbeit, da sie durch Kindererziehung, Pflege oder Haushalt gebunden sind. Für die Behörde gilt eine Erwerbstätigkeit in solchen Fällen als unzumutbar. Über 60.000 weitere Menschen fallen unter die Sonderregelung für über 58-Jährige.

Die wahre Größenordnung der Erwerbslosigkeit

Addiert man alle Gruppen, ergibt sich ein klares Bild: Rund 1,204 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter haben keinen Job, zählen aber nicht als Arbeitslose. Zusammen mit den offiziell registrierten Arbeitslosen ergibt das knapp 4,2 Millionen Erwerbslose. Das entspricht einer Quote von 9,1 Prozent – rund 30 Prozent höher als die offizielle Quote von 6,4 Prozent.

Ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit betont: „Die Arbeitslosen bilden ganz gut die Zahl derjenigen ab, die morgen eine Arbeit aufnehmen könnten.“ Arbeitgeber mit offenen Stellen sehen diese Zahl oft als relevanter an, obwohl viele Menschen so aus der Statistik fallen.

Unterschiedliche Messmethoden verschleiern das Bild

Die Definition bestimmt die Quote entscheidend. Die International Labor Organisation (ILO) setzt die Grenze für Beschäftigung schon bei einer Stunde pro Woche. Daher liegen die von Eurostat und dem Statistischen Bundesamt berechneten ILO-Arbeitslosenquoten bei nur 3,6 Prozent.

Solche Differenzen zeigen, dass die offizielle Arbeitslosenstatistik nur einen Teil der Realität abbildet. Wer ein vollständiges Bild vom Arbeitsmarkt erhalten möchte, muss hinter die veröffentlichten Zahlen blicken.

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Security-Ausgaben weltweit auf Rekordkurs

Gartner erwartet für 2025 weltweite Security-Ausgaben von 213 Milliarden Dollar – ein neuer Höchstwert. Auch in Deutschland steigen die Budgets gerade in zwei Bereichen deutlich. Damit liefern die Analysten wichtige Orientierungshilfen für Entscheider.

Abregelung von 40 % der Windstromproduktion in Schottland kostet Verbraucher über 138 Mio. Euro

In der ersten Jahreshälfte mussten schottische Windparks wegen Überproduktion fast 40 Prozent ihrer potenziellen Stromerzeugung abregeln. Diese Abregelung erfolgte, weil der Strom weder lokal genutzt noch in andere Regionen transportiert werden konnte. Die Betreiber erhielten dennoch hohe Ausgleichszahlungen. Nach Berechnungen der Energieanalysefirma Montel hätte die ungenutzte Strommenge aus dem Norden Schottlands sämtliche Haushalte des Landes für ein halbes Jahr vollständig versorgen können (montel: 11.08.25).

Wachsende Abregelung im Norden Schottlands

Von den insgesamt 4,6 Terawattstunden abgeregelten Stroms in Großbritannien entfielen 86 Prozent auf den Norden Schottlands – ein Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Experten sehen darin ein deutliches Zeichen für strukturelle Defizite im britischen Stromnetz, dessen Umbau alle Verbraucher finanziell belastet.

Abregelung von Windstrom wegen Überproduktion und zu schwachen Netzen kostet Schottland über 138 Mio. Euro und treibt Strompreise

Montel-Analyst Fintan Devenney erklärte: „Abgeregelte Strommengen steigen im Mittel und könnten weiter anwachsen, sobald zusätzliche erneuerbare Kapazitäten ans Netz gehen.“ Er forderte ein abgestimmtes Handeln von Politik und Wirtschaft, um praktikable Lösungen zu entwickeln.

Abgelegene Standorte verschärfen Netzengpässe

Viele Windparks befinden sich in dünn besiedelten Regionen wie dem Moray Firth vor der Nordostküste. Dort ist die Stromnachfrage gering, und die Kabelverbindungen reichen nicht aus, um den Überschuss nach Süden zu leiten. Betreiber speisen ihr Angebot zwar standortunabhängig in den Großhandelsmarkt ein, doch Netzengpässe verhindern häufig die geplante Einspeisung.

Der staatliche Netzbetreiber Neso steuert kontinuierlich die Stromflüsse, um Produktion und Verbrauch im Gleichgewicht zu halten. In der Praxis führt dies dazu, dass Windparks im Norden für Stillstand entschädigt werden, während im Süden Gaskraftwerke zusätzlich hochfahren.

Jahrzehnte fehlender Netzmodernisierung

Ein Branchenvertreter betonte: „Chronische Unterinvestitionen ins Netz haben diese Abregelungszahlungen verursacht.“ Der Ausbau der Leitungsinfrastruktur könne die Transportkapazitäten deutlich erhöhen. Doch Pläne für neue Hochspannungsleitungen stoßen auf Widerstand in ländlichen Gemeinden, die zusätzlichen Netzausbau für überflüssig halten.

Allein in den ersten sechs Monaten gab Neso rund 117 Millionen Pfund (etwa 138 Millionen Euro) für Abschaltungen in Nordschottland aus. Diese Beträge ersetzen meist entgangene Subventionen. Da die Kosten für Netzstabilität auf alle Stromrechnungen verteilt werden, trifft dies sämtliche Verbraucher.

Zunehmende Belastung in Sicht

Neso betonte, man wolle die Ausgaben für Netzstabilisierung möglichst gering halten und habe in den vergangenen zwei Jahren „mindestens 1,2 Milliarden Pfund innerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs“ eingespart. Dennoch könnte sich die Problematik der Abregelung verschärfen: Nach der ScotWind-Auktion 2022 sollen fast 30 Gigawatt zusätzliche Offshore-Windkapazität in schottischen Gewässern entstehen.

Angepasste Subventionsregelungen sollen künftig Betreiber dazu bewegen, bei Stromüberschuss eigenständig vom Netz zu gehen. Das britische Energieministerium verweist darauf, dass trotz Abregelungskosten bis 2030 eine saubere und günstigere Stromversorgung möglich sei.

Systemkritik aus Schottland

Die Regierung in London kündigt das größte Modernisierungsprogramm des Stromnetzes seit Jahrzehnten an, um Engpässe zu reduzieren. Dennoch äußerte die schottische Energieministerin Gillian Martin deutliche Kritik: „Ich habe klar gemacht, dass das aktuelle UK-Energiesystem nicht zweckdienlich ist. Es bedarf erheblicher Investitionen, um ein sauberes Stromsystem zu schaffen.“

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Staatliche Wasserstoffstrategie krachend gescheitert

Die Nationale Wasserstoffstrategie sollte Deutschland in eine klimaneutrale Zukunft führen. Heute zeigt sich das Gegenteil: Die ambitionierten Pläne sind gescheitert. Projekte stagnieren, Unternehmen melden Insolvenz an, und Investoren verlieren das Vertrauen. Fördermittel fließen nicht wie versprochen, während die Industrie auf klare Rahmenbedingungen wartet. Das ehemalige Kraftwerksgelände Thierbach in Sachsen steht sinnbildlich für das politische Versagen. Borna-Oberbürgermeister Oliver Urban bringt die Lage auf den Punkt: „150 Jahre Bergbaugeschichte sind zu Ende, ein Strich, alle arbeitslos.“

Wasserstoffstrategie ohne Fundament

Thierbach sollte ein Vorzeigeprojekt werden. HH2E plante hier eine der größten Anlagen für grünen Wasserstoff. Mit der Insolvenz des Unternehmens zerplatzte jedoch jede Hoffnung. Der Fall belegt, wie brüchig die Wasserstoffstrategie konstruiert ist. Politische Zielvorgaben trafen auf eine Realität, in der Finanzierung, Genehmigungen und Marktentwicklung nicht zusammenpassten. Auch andere Projekte in Deutschland scheitern – nicht wegen fehlender Technik, sondern wegen fehlender politischer Verlässlichkeit.

Die deutsche Wasserstoffstrategie ist gescheitert – Ziele sind unerreichbar, Milliarden verpuffen und der Markt bricht ein

Dabei bleibt die Technologie attraktiv: Wasser per Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, liefert speicherbare Energie ohne CO₂-Ausstoß. Für Industrie und Verkehr wäre das ein Gewinn – wenn sich die Projekte marktwirtschaftlich tragen. Eine staatliche Verordnung ersetzt jedoch keinen funktionierenden Markt.

Ziele verfehlt, Markt verunsichert

2020 versprach die Bundesregierung zehn Gigawatt Produktionskapazität bis 2030. Tatsächlich existieren nur 1,6 Prozent davon. Weitere 200 Megawatt sind im Bau – viel zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen. Felix Matthes, kommissarischer Vorsitzender des Nationalen Wasserstoffrats, urteilt: „Die Ziele für den Wasserstoffhochlauf im Jahr 2030 krachend verfehlt.“

Hohe Kosten und fehlende Planungssicherheit untergraben das Vertrauen. Grüner Wasserstoff ist „sehr viel teurer“ als angenommen. Mit dem Ende der Ampelregierung blieben zentrale Gesetzesvorlagen liegen, Fördermittel brachen weg – ein Schlag gegen jede Wasserstoffstrategie. Die Vorstellung, eine unausgereifte Technologie durch Vorschriften in den Markt zu drücken, hat sich als Irrweg erwiesen.

Fehlende Abnehmer, blockierter Ausbau

Großprojekte wie die geplante Umstellung der ArcelorMittal-Stahlwerke auf Wasserstoff wurden gestoppt, trotz zugesagter Milliardenförderung. Produzenten wie EnviaM, Mibrag und LEAG warten mit dem Aufbau neuer Standorte, da feste Abnehmer fehlen. Das führt zu einem Kreislauf: Ohne Produktion bleiben die Preise hoch, ohne sinkende Preise fehlen die Abnehmer.

Die Politik hätte den Markt stabilisieren müssen, statt den Einsatz per Regulierung zu erzwingen. Innovationen entfalten sich nur, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht stehen – nicht, wenn sie künstlich verordnet werden.

Kurswechsel sorgt für Misstrauen

Unter der Ampelregierung galt Wasserstoff als Allzwecklösung. Mit dem Regierungswechsel 2024 kam die Kehrtwende. Investoren zogen sich zurück, Projekte platzten. Besonders in Thierbach war dies das Ende jeder Hoffnung auf baldige Umsetzung.

Zahlen zu gescheiterten Vorhaben gibt es nicht, da keine Meldepflicht besteht. Offizielle Listen sind unzuverlässig und enthalten auch reine Prüfprojekte. Das verstärkt den Eindruck, dass die Wasserstoffstrategie mehr aus Ankündigungen als aus belastbaren Ergebnissen besteht.

Wasserstoffstrategie ohne klare Linie

Das Wirtschaftsministerium will nun neben grünem auch blauen und grauen Wasserstoff nutzen – ein Schritt, der die CO₂-Neutralität verwässert. Ein nationales Kernnetz bis 2032 ist geplant, konkrete Fördersummen fehlen jedoch.

Matthes hält Übergangsprozesse für nötig. Falko Ueckerdt vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung warnt, dass die Klimaziele ohne eine funktionierende Wasserstoffstrategie unerreichbar bleiben. Entscheidend sei, dass der Staat die Rahmenbedingungen setzt, aber den Markterfolg nicht ersetzt. Ein funktionierender Markt kann gefördert, aber nicht verordnet werden.

Thierbachs letzte Chance

Urban setzt weiter auf das Projekt. Die Genehmigung liegt vor, der größte Solarpark Europas könnte den Strom liefern. Fehlt nur ein Investor, der die Pläne Realität werden lässt. Ohne verlässliche Wasserstoffstrategie droht jedoch auch diese Chance zu verstreichen. Thierbach steht damit exemplarisch für eine Politik, die glaubt, Innovationen politisch anordnen zu können – und dabei die Mechanismen des Marktes ignoriert.

Mit dem Stillstand ist nicht nur ein Energieprojekt gescheitert, sondern auch die Hoffnung der Region, über die Wasserstoffstrategie neue Arbeitsplätze zu schaffen oder alte zu erhalten. Der Traum, Thierbach zu einem Motor des Strukturwandels zu machen, ist damit vorerst geplatzt.

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Zeit für klare Verantwortungen!

Die nächste Krise kommt bestimmt – aber wer steuert und wer schützt Deutschland, wenn alles gleichzeitig schiefläuft? Das fragt Kai Grunwitz, Präsident von Kyndryl Deutschland in einem Plädoyer für einen zentral verantwortlichen Chief Resilience Officer.