Bayern erteilt Genehmigung zur Sprengung der Kühltürme des AKW Gundremmingen

Bayerns Umweltbehörde hat die letzte Genehmigung für den Rückbau des Atomkraftwerks Gundremmingen erteilt. Obwohl Experten ein Comeback der Kernenergie für realistisch halten, ist nun klar: Die markanten Kühltürme verschwinden. Die Betreiber RWE Nuclear GmbH und PreussenElektra GmbH planen die Sprengung noch für dieses Jahr. Damit verliert die Region ein jahrzehntelanges Wahrzeichen – und ein möglicher Neustart der Anlage rückt in weite Ferne (cleanthinking: 25.03.25)

Sprengung als sichtbarer Wendepunkt

Schon aus großer Entfernung fallen die mächtigen Türme ins Auge, die seit den 1980er Jahren das Landschaftsbild prägen. Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) erinnerte kürzlich daran, dass die Bauwerke ein „Zeichen für die ganze Region“ gewesen seien. Im Gemeinderat kündigte er an, dass deren Abriss innerhalb von sechs Monaten erfolgen soll. Damit beginnt die erste sichtbare Phase des Rückbaus.

Bayern genehmigt Sprengung der Kühltürme des reaktivierbaren AKW Gundremmingen – trotz Debatte um ein mögliches Comeback der Kernenergie

Ein konkreter Termin für die Sprengung existiert bislang nicht. Bekannt ist jedoch, dass die Bevölkerung kurzfristig vorab informiert werden soll. Bis Ende 2021 versorgte das AKW mehr als 5,5 Millionen Haushalte zuverlässig mit Strom. Block B schaltete 2017 ab, Block C folgte vier Jahre später.

Rückbau trotz möglicher Reaktivierung

Im Mai 2024 erhielt RWE vom Bayerischen Umweltministerium die entscheidende Genehmigung für die endgültige Stilllegung. Zwei Teilgenehmigungen zum Abbau einzelner Anlagenteile bestanden bereits. Laut Anlagenleiter Dr. Heiko Ringel ermögliche der Bescheid die „nahtlose Fortsetzung des unverzüglichen Abbaus“ und markiere einen Meilenstein im Rückbauprozess.

Parallel dazu meldete sich Thomas Seipolt, Chef des Dienstleisters Nukem, mit einer gegenteiligen Einschätzung zu Wort. Gegenüber der Bild-Zeitung hielt er ein Comeback der Atomkraft für „realistisch“. Seiner Ansicht nach könnten die sechs zwischen 2021 und 2023 stillgelegten Kraftwerke bis 2030 erneut Strom liefern – sofern man den Rückbau sofort stoppt.

Milliardenkosten für Wiederinbetriebnahme

Die Reaktivierung sei zwar teuer, aber machbar. Seipolt rechnete mit ein bis drei Milliarden Euro pro Standort. Dafür gäbe es wieder wettbewerbsfähigen Strom und mehr Unabhängigkeit von Energieimporten. Diese Einschätzung fiel mitten in die Koalitionsverhandlungen in Berlin und dürfte nicht unbeachtet geblieben sein.

Obwohl die politischen Weichen aktuell anders gestellt sind, halten CDU und CSU an der Option Atomkraft fest. Im gemeinsamen Wahlprogramm heißt es: „Wir halten an der Option Kernenergie fest. Dabei setzen wir auf die Forschung zu Kernenergie der vierten und fünften Generation, Small Modular Reactors und Fusionskraftwerken.“ Auch die Wiederaufnahme des Betriebs zuletzt abgeschalteter Kraftwerke bleibe denkbar.

Sprengung erschwert Neustart

Ein reaktiviertes Gundremmingen hätte laut Fachleuten mindestens bis 2050 Strom liefern können. Ohne Kühltürme sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Neustarts erheblich. Die Sprengung gilt deshalb nicht nur als technischer, sondern auch als politischer Wendepunkt.

Trotz technischer Machbarkeit verengen sich die Optionen. Der geplante Rückbau schreitet voran, während die Debatte über Energiesouveränität neu aufflammt. Gundremmingen steht exemplarisch für den Konflikt zwischen politischem Ausstiegskurs und energetischer Realpolitik.

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Ein kurzer Betrieb und ein abruptes Ende

Nach weniger als sechs Jahren Betriebszeit endete 2021 der Einsatz des Kraftwerks. Bereits im November 2024 fiel der Schornstein der Sprengung zum Opfer. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sprach damals von einem „wichtigen und schönen Tag für Hamburg“.

Die beiden riesigen Kesselhäuser des Steinkohlekraftwerks Hamburg-Moorburg wurden nach nur sechs Jahren Betriebszeit gesprengt

Kritik an der Anlage gab es von Beginn an. Umweltorganisationen wie der BUND stellten sich gegen das Projekt. Die NGO, finanziert mit Millionen aus staatlichen Mitteln, hatte sogar ein Verfahren bei der EU-Kommission eingeleitet. Ihr Vorwurf: Verstöße gegen Umweltrichtlinien.

Wirtschaftliche und politische Entscheidungen

Am 1. Dezember 2020 teilte die Bundesnetzagentur mit, dass Vattenfall, der Betreiber der Anlage, am Ausschreibungsverfahren zur Reduzierung der Kohleverstromung teilgenommen hatte. Für beide Blöcke erhielt das Unternehmen einen Zuschlag. Ab dem 1. Januar 2021 durfte der Strom aus Moorburg nicht mehr verkauft werden.

Technisch war das Kraftwerk auf höchstem Niveau. Es versorgte fast ganz Hamburg mit Strom und verursachte im Vergleich zu anderen Kohlekraftwerken geringere CO₂-Emissionen. Die Abschaltung bedeutete den Verlust einer bedeutenden Energiequelle.

Alternative Nutzung statt Reaktivierung

2022 forderte die Hamburger Wohnungswirtschaft angesichts der Gasknappheit infolge des russischen Angriffskriegs eine Prüfung zur Wiederinbetriebnahme. Vattenfall lehnte dies endgültig ab. Stattdessen bleibt die Fläche der Energieerzeugung vorbehalten – jedoch mit neuer Technologie.

Ein Elektrolyseur soll hier künftig Wasserstoff produzieren. Der Bau soll Mitte 2025 beginnen. Bis 2027 rechnet Hamburg mit der ersten grünen Wasserstoffproduktion in Moorburg. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck übergab im Sommer 2024 Förderbescheide in Höhe von 250 Millionen Euro für das Projekt.

Symbol für die Energiewende

„Was für ein schöner Tag, nicht nur wettertechnisch, sondern auch politisch und energiepolitisch“, so Habeck damals. Moorburg stehe beispielhaft für den Wandel der Energieerzeugung. Mit dem Rückbau des Kohlekraftwerks und der Errichtung einer Wasserstoffinfrastruktur entstehe hier ein zentraler Standort für die Dekarbonisierung von Industrie und Energieversorgung.

Während die einen in der Sprengung einen Fortschritt sehen, kritisieren andere die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen des Projekts. Drei Milliarden Euro für ein Kraftwerk, das nur wenige Jahre in Betrieb war, bleiben ein umstrittenes Erbe der deutschen Energiepolitik.

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