Nestlé verlagert Produktion von Maggi-Produkten ins Ausland: Zwei deutsche Werke vor dem Aus

Nestlé zieht sich aus zwei deutschen Produktionsstätten zurück. Der Lebensmittelkonzern plant, das Werk in Neuss bei Düsseldorf bis Mitte 2026 zu schließen. Gleichzeitig steht das Werk in Conow, Mecklenburg-Vorpommern, zum Verkauf. Rund 230 Menschen verlieren dadurch ihre Arbeitsplätze oder müssen einen Standortwechsel in Betracht ziehen. Besonders betroffen ist die Maggi-Produktion, die künftig ins europäische Ausland verlagert werden soll (bild: 20.03.25).

Strukturwandel trifft Maggi-Standorte

In Neuss verarbeiten aktuell etwa 145 Mitarbeiter Thomy-Produkte wie Öl, Senf und Mayonnaise. Die Herstellung erfolgt in verschiedenen Verpackungsformen, darunter Glas, Kunststoffflaschen und Tuben. Künftig soll die Abfüllung von Öl extern erfolgen. Die Produktion von Glas- und Kunststoffbehältern verlagert sich ins europäische Ausland. Für die Tubenherstellung plant Nestlé eine Verlagerung nach Lüdinghausen bei Münster. Dort entstehen 30 neue Stellen, die bevorzugt an Mitarbeitende aus Neuss vergeben werden sollen.

Nestlé beendet Produktion von Maggi- und Tommy-Produkten in zwei deutschen Werken – 230 Arbeitsplätze betroffen

Auch das Werk in Conow mit rund 80 Beschäftigten steht vor dem Aus. Die Produktion von Maggi-Produkten läuft dort noch bis Anfang 2026. Danach erfolgt eine Verlagerung ins Ausland. Parallel führt Nestlé Gespräche mit einem deutschen Unternehmen über eine mögliche Übernahme des Standorts. Trotz dieser Option bleibt die Zukunft vieler Betroffener ungewiss.

Kritik an Managemententscheidung

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) übt scharfe Kritik. NGG-Vorsitzender Guido Zeitler erklärt: „Die Schließung erfolgt, um diese Profitabilität noch weiter zu steigern, also aus reiner Profitgier auf Kosten der Beschäftigten.“ Für die Gewerkschaft steht nicht die Effizienz, sondern das Gewinnstreben im Mittelpunkt der Entscheidung.

Nestlé selbst verweist auf eine veränderte Marktsituation. Verbraucher reagieren zunehmend preissensibel, was zu einem verstärkten Griff zu günstigeren Eigenmarken führt. Gleichzeitig steigen Kosten entlang der gesamten Produktionskette. Infolgedessen baut der Konzern Überkapazitäten ab und passt die Standorte an die Marktlage an.

Strategische Verlagerungen und Sozialpläne

Nach Unternehmensangaben laufen Gespräche mit dem Betriebsrat. Geplant sind Weiterbildungsangebote und Programme zur Altersteilzeit. Die Zielsetzung: den Übergang für die Betroffenen sozial verträglich zu gestalten. Wie erfolgreich diese Maßnahmen greifen, bleibt allerdings abzuwarten.

Für Nestlé Deutschland bleibt die Bedeutung des Standorts grundsätzlich bestehen. Insgesamt beschäftigt der Konzern hierzulande rund 6700 Menschen. Trotz hoher Inflation und schwankender Nachfrage erreichte der Umsatz 2024 rund 3,3 Milliarden Euro. Doch der Trend zu Eigenmarken setzt Nestlé unter Druck. Die Preiserhöhungen der letzten Jahre lassen sich nicht mehr ohne Weiteres am Markt durchsetzen.

Maggi verliert Heimatstandort

Konzernweit zeigt sich die Entwicklung deutlich. 2024 musste Nestlé sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn Rückgänge hinnehmen. Die Reaktion folgt nun in Form von Werksschließungen und Produktionsverlagerungen. Auch für die Marke Maggi bedeutet dies einen tiefen Einschnitt, denn jahrzehntelange Produktionsstandorte in Deutschland fallen weg.

Die Auswirkungen reichen über die beiden Werke hinaus. Für viele Beschäftigte stellen sich grundlegende Fragen zur beruflichen Zukunft. Zwar verspricht Nestlé Alternativen, doch die tatsächlichen Perspektiven hängen stark von der regionalen Arbeitsmarktlage ab.

Ob weitere Werke in Zukunft auf dem Prüfstand stehen, bleibt offen. Klar ist: Der Markt verlangt mehr Flexibilität, niedrigere Preise und höhere Effizienz. Unternehmen wie Nestlé passen ihre Strategien daran an – mit spürbaren Konsequenzen für Standorte und Belegschaften.

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Koalitionsgespräche stocken – SPD will Spitzensteuersatz erhöhen

Die Gespräche zwischen Union und SPD zur Steuerpolitik verlaufen zunehmend konfliktreich. Besonders der Streit um den Spitzensteuersatz spaltet die Verhandlungsparteien. Während die Union auf Entlastungen für Unternehmen drängt, verfolgt die SPD einen gegenteiligen Kurs. In der Arbeitsgruppe zu Haushalt, Finanzen und Steuern blockierte die SPD jegliche Vorschläge zur Senkung der Unternehmenssteuern – und brachte stattdessen Steuererhöhungen für Besserverdiener ins Spiel (wiwo: 22.03.35).

SPD lehnt Reform der Unternehmensteuer ab

Ein Einstieg in eine Unternehmensteuerreform fand keine Unterstützung durch die SPD. Die Parteivertreter hielten strikt an der Vorgabe fest, keine Zugeständnisse bei steuerlichen Entlastungen zu machen. Selbst der von ihnen selbst geforderte Investitionsbonus verlor im Verlauf der Gespräche an Bedeutung. Der Kompromissvorschlag der Union, durch ein milliardenschweres Sondervermögen für Infrastruktur eine Entlastung der Wirtschaft zu begleiten, blieb ohne Wirkung. Vertreter der SPD argumentierten, das Sondervermögen reiche als Wachstumsanreiz aus. Steuerliche Entlastungen lehnten sie ab.

Die SPD blockiert Entlastungen für Unternehmen und fordert stattdessen eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes

Ein CDU-Vertreter nannte das Ergebnis einen Offenbarungseid. Die Union sei in Vorleistung gegangen, habe wirtschaftspolitische Initiativen angeboten, doch die Gegenseite habe jeden Vorschlag abgelehnt. Der Verweis auf fehlende finanzielle Spielräume diente als Hauptargument. Dabei stand der Ausbau von Investitionen ebenso zur Debatte wie die Förderung kleiner und mittelständischer Betriebe.

Spitzensteuersatz im Zentrum der Auseinandersetzung

Ein zentraler Konfliktpunkt blieb die Ausgestaltung der Einkommensteuer. Die SPD schlug vor, den Spitzensteuersatz deutlich zu erhöhen. Für Einkommen ab einer bestimmten Schwelle solle dieser von 42 auf 47 Prozent steigen. Bei besonders hohen Einkommen seien sogar 49 Prozent vorgesehen. Dazu sollen Steuern auf Zinsen, Dividenden und Gewinne bei Aktie mit 30 Prozent statt bisher mit 25 Prozent besteuert werden. Zusätzlich will die SPD wieder eine Vermögenssteuer einführen und die Spekulationsfrist von 10 Jahren bei der Veräußerung von Immobilien abschaffen. Die Union reagierte scharf auf diese Forderung. In ihren Reihen wächst die Sorge, dass solche Schritte die wirtschaftliche Erholung gefährden und politische Glaubwürdigkeit kosten.

Zwar bestand Einigkeit darüber, den Grundfreibetrag für alle Steuerzahler anzuheben. Doch die SPD knüpfte diese Entlastung an die Bedingung, dass der Staat dadurch keine Einnahmeverluste erleidet. Der angestrebte Ausgleich durch eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes sorgte für große Spannungen.

Zweifel an Effekten auf Wachstum

Gegen eine Entlastung der Wirtschaft argumentierten führende SPD-Vertreter wie die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen. Steuersenkungen würden keine nachhaltigen Wachstumsimpulse setzen, sondern lediglich die öffentlichen Haushalte schwächen. Auch der Investitionsbonus verlor an Unterstützung – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen des bürokratischen Aufwands. Das Vorhaben hätte jährlich Milliarden verschlungen, ohne klare Wirkung auf die wirtschaftliche Dynamik zu entfalten.

Der im Sondierungspapier formulierte Einstieg in eine Unternehmensteuerreform reduzierte sich in der Arbeitsgruppe auf eine symbolische Ankündigung für die fernere Zukunft. Gleichzeitig drängte die SPD darauf, steuerliche Privilegien bei der Vererbung von Betriebsvermögen zeitnah abzubauen.

Einigung nur bei Nebenthemen

Trotz der verhärteten Fronten gelang es der Arbeitsgruppe, sich in einigen Punkten zu verständigen. Bei der globalen Mindeststeuer wollen beide Seiten die internationale Entwicklung beobachten, bevor konkrete Maßnahmen folgen. Auch bei der Gemeinnützigkeit politisch aktiver Vereine ging die Union auf Distanz, befürwortete jedoch bessere steuerliche Bedingungen für ehrenamtliches Engagement. Zudem sollen innerdeutsche Gewerbesteueroasen intensiver überprüft werden.

Diese Teilerfolge täuschen jedoch nicht über die tiefen Gräben hinweg. Die zentrale Frage nach der Entlastung der Wirtschaft bleibt ungelöst. Besonders der Spitzensteuersatz entwickelt sich dabei zum Symbol der politischen Differenzen.

Parteispitzen unter Zugzwang

Politische Beobachter zeigen sich wenig überrascht vom geringen Fortschritt. Aus Verbandskreisen kommt Kritik an der Union: Durch Maßnahmen wie die erhöhte Pendlerpauschale oder steuerliche Erleichterungen für bestimmte Branchen habe sie sich früh festgelegt. Das biete der SPD nun die Möglichkeit, bei zentralen Fragen wie der Unternehmensteuer keine Zugeständnisse mehr zu machen.

Die Parteivorsitzenden müssen die Gespräche nun fortführen. Ob es ihnen gelingt, eine Einigung zu erzielen, die sowohl Wachstum fördert als auch gesellschaftliche Balance schafft, bleibt offen. Ohne Bewegung beim Spitzensteuersatz dürfte die Steuerpolitik jedoch weiter in der Sackgasse verharren.

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Trump kündigt Strafzölle von 25 Prozent gegen Importeure venezolanischen Öls an

US-Präsident Donald Trump will mittels drastischer Strafzölle gegen Staaten, die Öl und Gas aus Venezuela beziehen, den wirtschaftlichen Druck auf das südamerikanische Land massiv erhöhen. Trump kündigte am Montag auf seiner Onlineplattform Truth Social an, dass auf alle Importe aus Ländern, die sich von Venezuela mit Öl und Gas beliefern lassen, ab dem 2. April in den USA ein genereller Strafzoll von 25 Prozent erhoben werden soll.

USA werfen Venezuela gezielte Einschleusung von Kriminellen vor – Abschiebungen nehmen wieder zu

Der US-Präsident begründete diese Maßnahme damit, dass sich das von dem linksnationalistischen Präsidenten Nicolás Maduro regierte Venezuela „sehr feindselig gegenüber den Vereinigten Staaten und den von uns hochgehaltenen Freiheiten“ verhalten habe. Er warf Venezuela insbesondere vor, „absichtlich und hinterlistig“ zehntausende Kriminelle in die USA geschleust zu haben.

Seit Februar haben die USA hunderte Venezolaner in ihr Heimatland abgeschoben. Zuletzt war am Montag ein US-Flug mit 199 Migranten in dem südamerikanischen Land gelandet, nachdem zwischenzeitlich die Abschiebeflüge aufgrund von Streitigkeiten zwischen den Regierungen in Caracas und Washington unterbrochen gewesen waren. Auch schoben die USA Mitte März mehr als 200 Venezolaner, die einer Drogenbande angehören sollen, zur Inhaftierung in das zentralamerikanische El Salvador ab.

Trump verhängt ab April Strafzölle auf Importe aus Ländern, die venezolanisches Öl und Gas beziehen – eine Maßnahme, die vor allem China und Indien trifft
Bild: Pedro MATTEY / AFP

Trump verschärft Kurs gegen Venezuela – Strafzölle und Chevron-Rückzug sollen Druck erhöhen

Die nun von Trump angekündigten Strafzölle gegen Bezieher von venezolanischem Öl und Gas könnten insbesondere China und Indien hart treffen, wohin Venezuela unter dem Druck von US-Sanktionen einen Teil seiner Exporte verlagert hatte.

Den Druck auf Venezuela erhöht die Trump-Regierung auch dadurch, dass sie die Ölförderung durch den US-Konzern Chevron in dem Land beenden will. Anfang März verfügte das US-Finanzministerium ein Ende der Lizenz für Chevrons wirtschaftliche Aktivitäten in Venezuela. Für die Beendigung dieser Aktivitäten setzte das Ministerium dem Unternehmen zunächst eine Frist bis zum 3. April, an diesem Montag wurde die Frist jedoch bis zum 27. Mai verlängert.

Chevron ist das einzige US-Unternehmen, das in Venezuela Öl fördert und Öl von dort exportiert. Chevron hatte seine Aktivitäten in dem Land erst im Jahr 2022 wieder aufgenommen – im Rahmen einer von Trumps Vorgänger Joe Biden erteilten Sondergenehmigung, mit der die Sanktionen gegen Venezuela etwas gelockert wurden.

Für den 2. April plant die Trump-Regierung im Übrigen Zölle nicht nur gegen Handelspartner Venezuelas, sondern auch gegen diverse andere Staaten. Dies sollen „reziproke“ Zölle sein – das Importprodukt eines Landes soll also mit ebenso hohen Aufschlägen belastet werden wie sie für ein gleiches US-Produkt in diesem Land gelten.

AFP

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Trump kritisiert Deutschlands Energiewende

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Energiepolitik ohne Kompass: Milliarden verpulvert, Chancen vertan

Deutschlands Energiepolitik basiert auf überzogenen Annahmen und ignoriert Einsparpotenziale in Milliardenhöhe. Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) zeigt: Mit zwanzig gezielten Maßnahmen ließen sich bis 2035 rund 370 Milliarden Euro einsparen. Die Stromkosten für Verbraucher könnten spürbar sinken – doch in der Realität bleibt die politische Umsetzung weitgehend aus. Im Sondierungspapier von CDU/CSU und SPD fehlt von konsequenter Energiepolitik nahezu jede Spur (welt: 22.03.25).

Kurskorrektur in der Energiepolitik dringend erforderlich

BCG analysierte, wie sich der finanzielle Aufwand für die Energiewende reduzieren lässt. Der Studie zufolge wäre eine Ersparnis von bis zu 18 Prozent bei der Stromrechnung denkbar. Trotzdem greift das politische Papier lediglich zwei der vorgeschlagenen Maßnahmen vollständig auf, sechs weitere nur in Teilen. Die restlichen zwölf bleiben unerwähnt – und das trotz drängender Probleme in Industrie und Haushalten.

Die Analyse der BCG-Studie zeigt, wie Deutschlands Energiepolitik durch unrealistische Annahmen Milliarden verschwendet

„Hohe Energiekosten sind nicht erst seit der Energiekrise eine der größten Sorgen deutscher Industrieunternehmen“, erklärt Holger Lösch vom BDI. Er fordert, aktuelle Planungen an reale Entwicklungen anzupassen. Ohne gezielte Effizienzmaßnahmen drohen dauerhaft überhöhte Ausgaben.

Wasserstoff als Kostenfalle

Ein zentrales Problem der derzeitigen Strategie liegt im übertriebenen Vertrauen auf Wasserstoff. Die Bundesregierung erwartet für 2040 einen Bedarf von 430 Terawattstunden – fast zwei Drittel des heutigen Erdgasverbrauchs. Aus Sicht der Studienautoren ist das unrealistisch und ökonomisch nicht vertretbar. Selbst bei steigenden CO₂-Kosten bleibt Wasserstoff unverhältnismäßig teuer.

Laut BCG sollte die Umstellung aller Gaskraftwerke auf Wasserstoff nach 2035 überdacht werden. Alternativen wie blauer Wasserstoff, CO₂-Abscheidung oder biogene Brennstoffe seien kostengünstiger. Besonders problematisch erscheint der geplante Einsatz von Wasserstoff zur Stromerzeugung im Jahr 2045: Obwohl Gaskraftwerke dann nur zehn Prozent des Stroms liefern, würden sie 30 Prozent der Gesamtkosten verursachen.

Netzausbau überdimensioniert und teuer

Auch beim prognostizierten Stromverbrauch liegen die politischen Erwartungen deutlich über dem Machbaren. Bis 2045 soll sich der Bedarf mehr als verdoppeln – eine Annahme, die sich kaum mit den aktuellen Entwicklungen bei Elektroautos und Wärmepumpen deckt. Laut Studie müsste der Verkauf von Verbrennern sofort enden, um die E-Auto-Ziele zu erreichen. Die Realität sieht anders aus.

Durch realistischere Zielvorgaben ließen sich immense Summen einsparen. Statt 1,1 Billionen Euro könnten für den Umbau des Energiesystems rund 740 Milliarden genügen. Der Verzicht auf überflüssigen Netzausbau allein ergäbe ein Einsparpotenzial von 190 Milliarden Euro. Auch der effizientere Ausbau erneuerbarer Energien könnte weitere 140 Milliarden einsparen.

Energiepolitik braucht regionale Strategien

Einheitliche Ausbaupläne führen zu teurer Infrastruktur und unnötigen Belastungen. BCG empfiehlt deshalb einen regional gesteuerten Ausbau. Große Freiflächenanlagen seien wirtschaftlicher als viele kleine Solardächer. Zudem sollten private Anlagen – etwa Wallboxen oder Heimspeicher – stärker in die Netzplanung eingebunden werden.

Zur Versorgungssicherheit schlägt die Studie vor, auch unpopuläre Maßnahmen zu prüfen. Eine verstärkte Nutzung heimischer Erdgasquellen, notfalls durch Hydraulic Fracturing, könne das Angebot stabilisieren. Die Kernkraft hätte ebenfalls helfen können: Laut BCG erhöhte der Atomausstieg die Stromsystemkosten und bremste die CO₂-Reduktion. Neubauten gelten jedoch als zu spät wirksam – warum bestehende Anlagen nicht reaktiviert werden, bleibt unklar.

Strom bleibt teuer – auch mit Reformen

Das grüne Versprechen von dauerhaft günstiger Energie ist endgültig passé. Seit 2010 stiegen die Systemkosten um 70 Prozent. Die Strompreise liegen bis zu 2,5-mal über dem Niveau internationaler Wettbewerber. Haupttreiber: eine ineffiziente Energiewende sowie die Energiekrise nach dem Ukraine-Krieg.

Selbst bei Umsetzung aller 20 Empfehlungen sinken die Kosten laut Studie nur auf 154 Euro pro Megawattstunde – ein Niveau, das noch immer deutlich über dem von 2010 liegt. Die Energiepolitik hat damit ihre zentrale Aufgabe verfehlt: bezahlbare Versorgung für alle.

Industrie braucht verlässliche Unterstützung

Der BDI betont: Auch bei effizienterer Umsetzung bleibt die Industrie auf politische Entlastung angewiesen. Ohne gezielte Unterstützung fehlt die Wettbewerbsfähigkeit. Carsten Rolle vom BDI fordert daher: „Unnötige Zusatzbelastungen für die Industrie, wie sie sich zum Beispiel aus einer Gasspeicher-Umlage ergeben oder bei einer Grüngasquote entstehen könnten, sollten zukünftig unbedingt vermieden werden.“

Die Analyse zeigt: Eine ehrliche und zukunftsfähige Energiepolitik muss wirtschaftliche Realität und technische Machbarkeit endlich ernst nehmen. Andernfalls bleibt die Energiewende ein teures Projekt mit begrenztem Nutzen.

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Klarheit, KI und Kontext für eine sichere IT

Cyberangriffe werden raffinierter, herkömmliche Scanner oft zum Risiko, wenn Sicherheitslücken verborgen bleiben, bis sie ausgenutzt werden. Effektives Schwachstellen- und Patch-Management erfordern smarte Prüfmethoden und realistische Risikoanalysen.

Gebäude-TÜV – neue Pflichtprüfung könnte Wohnen massiv verteuern

Ein neues Konzept des Deutschen Instituts für Normung (DIN) sorgt für Unruhe auf dem Wohnungsmarkt. Statt technischer Richtlinien stellt das Institut nun Anforderungen für einen sogenannten Gebäude-TÜV vor. Dabei soll eine Überprüfung des baulichen Zustands sämtlicher Wohngebäude erfolgen – und zwar jährlich. Eigentümerverbände befürchten nun, dass dieses Modell zusätzliche finanzielle Belastungen auslöst, die Eigentümer und Mieter gleichermaßen treffen könnten (focus: 20.03.25).

Prüfpflicht mit 250 Punkten: Der neue DIN-Entwurf im Detail

Der 40-seitige Entwurf trägt den Titel „Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude“. Das Papier enthält ein detailliertes Prüfverfahren mit 250 Punkten. Ziel sei es, Risiken frühzeitig zu erkennen und Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Kontrolliert werden sollen unter anderem Dachrinnen, Schornsteine, Markisen, Balkongeländer und Vordächer.

Ein geplanter Gebäude-TÜV des DIN sorgt für Kritik: Jährliche Prüfpflichten könnten Eigentümern und Mietern hohe Zusatzkosten bringen

Die Prüfungen sollen in weiten Teilen von Handwerksbetrieben übernommen werden. Damit entstünde ein neues Regelwerk, das weit über bisherige Pflichten hinausgeht. Durch die jährliche Wiederholung steigen nicht nur Aufwand und Verwaltungsarbeit, sondern auch die laufenden Betriebskosten.

Mieter zahlen mit – Experten warnen vor Folgekosten

Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt vor „mehreren Hundert Euro“ Zusatzkosten pro Immobilie, die Eigentümer auf ihre Mieter umlegen dürften. Besonders bei Einfamilienhäusern könnten jährliche Mehrkosten von über 1000 Euro realistisch sein. Die Wohnungswirtschaft äußert sich ebenfalls kritisch: Laut dem Verband GdW rechnen große Wohnungsbauunternehmen mit zusätzlichen Ausgaben von mehr als 100.000 Euro pro Jahr.

Diese Kosten kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Neubau lahmt, die Mieten steigen, und viele Haushalte haben ohnehin Mühe, ihre laufenden Ausgaben zu stemmen. Ein flächendeckender Gebäude-TÜV könnte die Lage weiter verschärfen, ohne messbaren Nutzen für die Sicherheit zu bringen.

Baupreise steigen – Grundsteuerreform kommt

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sind die Baupreise im August gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent gestiegen. Als direkte Folge verschieben viele Bauträger ihre Projekte. Weniger Wohnraum trifft auf steigende Nachfrage – eine Kombination, die Mieten in die Höhe treibt.

Hinzu kommt die Grundsteuerreform, die ab dem 1. Januar 2025 greift. Haus & Grund rechnet für viele Haushalte mit zusätzlichen Ausgaben von mehr als 1000 Euro jährlich. Damit drohen mehrere Belastungsfaktoren zur gleichen Zeit. Besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen geraten unter Druck.

Regelung mit Nebenwirkungen – Kritik an fehlender Verhältnismäßigkeit

Ein verpflichtender Gebäude-TÜV würde nicht nur neue Bürokratie schaffen, sondern auch Fachkräfte binden, die bereits heute vielerorts fehlen. Experten kritisieren, dass flächendeckende Prüfungen wenig zur Sicherheit beitragen, wenn kein konkreter Anlass vorliegt. Der Aufwand stünde in keinem Verhältnis zum erwartbaren Nutzen.

Zudem bleibt unklar, wer die fachliche Verantwortung trägt, wenn Mängel übersehen werden oder Gutachten angezweifelt werden. Ohne klare Haftungsregeln droht ein zusätzlicher Streitpunkt zwischen Eigentümern, Mietern und Behörden. Der Ruf nach Augenmaß wird daher lauter – auch im Interesse einer sozial verträglichen Wohnraumpolitik.

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Die Nutzung traditioneller Fernzugriffstechnologien war im vergangenen Jahr immer wieder Thema im Kontext der Cybersicherheit. Wie konnten VPNs zu einer solchen Schwachstelle werden?